Am 14. September war es endliche soweit: In Sindelfingen wurde von 18:00 bis 19:00 ein Stück der Hanns-Martin-Schleyer-Staße versuchsweise für den Radverkehr reserviert.

Vorbereitet wurde die Aktion von ADFC, Essbare Stadt Böblingen, Greenpeace und Radeln in Böblingen. Fridays for Future half mit, Teilnehmer zu mobilisieren. Am Ende konnten wir 70 Radfahrer begrüßen.

Solche Pop-Up Bike-Lanes wurden in den letzten Monaten in vielen Städten eingerichtet. Eigentlich war unsere Aktion schon für Ende Juni geplant. Aber die Stadt Sindelfingen hatte sich als zäher Verhandlungspartner erwiesen. Warum war uns diese Aktion so wichtig?

Im Jahr 30 vor der angestrebten Klimagas-Neutralität müssen wir über Verkehr reden. Am 8. September hat Verkehrsminister Scheuer in einem Interview mit dem DLF einen “neuen Mobilitätsmix” gefordert. Er hat damit aber nicht die Anteile der verschiedenen Verkehrsträger gemeint, sondern hat lediglich die verschiedenen Antriebsarten für PKW aufgezählt.

Für die meisten Bürger bedeutet Mobilität immer noch Individualverkehr mit dem PKW. Und das hat Folgen. Der Ausstoß von Klimagasen durch den Verkehr wurde in den letzten drei Jahrzehnten nicht reduziert. Effizienzgewinne in der Motortechnologie werden nicht zur CO2-Einsparung genutzt, sondern um PKW schwerer und leistungsstärker zu machen. Große Flächen in unseren Städten werden durch Straßen und Parkplätze versiegelt. Und trotzdem meinen viele Menschen, es gäbe nicht genügend Parkplätze, und stellen ihre PKW auf Geh- und Radwege.

Fußgänger und Radfahrer bekommen oft nur den Raum, den der PKW-Verkehr übriglässt. Das macht radfahren schwierig und häufig auch gefährlich.

Die Hanns-Martin-Schleyer-Straße am Sindelfinger Bahnhof zeigt das beschriebene Problem sehr deutlich: eine breite vierspurige Straße und auf beiden Seiten schmale Gehwege, die Fußgänger und Radfahrer sich teilen müssen.

Mit unserer Aktion “Pop-Up Bike-Lane" wollten wir zumindest für eine Stunde auf einem kurzen Straßenabschnitt eine andere Raumaufteilung durchspielen.