Der ökologische Fu´ßabdruck

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Greenpeace Braunschweig | Info Greenpeace Ortsgruppe • 20 Mai 2022
in der Gruppe Greenpeace Braunschweig
Fußabdruck

Welche Spuren hinterlassen wir?

Wie viele Ressourcen (ver)brauchen wir zum Leben und wie viele stehen uns eigentlich zu, damit auch in anderen Teilen der Welt und auch den nachfolgenden Generationen genügend bleibt?

Ein Hilfsmittel zur Beschreibung unserer Auswirkungen ist der ökologische Fußabdruck.

 

Was ist der Fußabdruck?

Der ökologische Fußabdruck bezeichnet die Fläche, die ein Mensch pro Jahr benötigt, um seinen Lebensstil und Lebensstandard zu versorgen. Dazu gehören z.B. Platz zum Wohnen, landwirtschaftliche Fläche für die Ernährung, aber auch anteilig Produktionsstätten für Waren und angebotene Dienstleistungen, Infrastruktur, Energieerzeugung und Entsorgung der Abfallprodukte. 

Die benötigten Flächen der Individuen lassen sich addieren und ergeben dann z.B. den Fußabdruck eines Landes oder den globalen Fußabdruck

Aber auch im Kleineren lässt sich der Fußabdruck z.B. für einzelne Produkte berechnen.

 

Doch wie viel Fläche steht uns zur Verfügung?

Für jede Fläche kann die biologische Produktivität bestimmt werden, die auch Biokapazität genannt wird. Die Produktivität bezieht sich auf die Fähigkeit der Natur, Rohstoffe jeder Art zur Verfügung zu stellen oder zu reproduzieren und damit z.B. Menschen mit nutzbringendem Material zu versorgen oder Abfallprodukte wie Abgase aufzunehmen (vgl. Plattform Footprint - Biokapazität).

Je nach Beschaffenheit der Fläche (z.B. Wald, Acker oder Bauland) und je nach Region der Erde unterscheiden sich die Biokapazitäten der Flächen (siehe z.B. wikipedia - Biokapazität). Zum Beispiel sind Ackerflächen in Mitteleuropa ertragreicher als in der afrikanischen Savanne und Regenwälder haben eine deutlich höhere Biokapazität als Ackerflächen. 1 ha (Hektar) mit einer weltweit durchschnittlichen Biokapazität wird Global-Hektar (gha) genannt (vgl. Plattform Footprint - Global-Hektar). Auch für den Verbrauch wird der Global-Hektar als Referenz genutzt und ist somit eine der möglichen Einheiten des ökologischen Fußabdrucks.

 

Den eigenen Fußabdruck berechnen

Der eigene Fußabdruck lässt sich mittels verschiedener Rechner berechnen, die sich in der Detailtiefe der Fragen oder der Übersicht unterscheiden. Zwei Rechner sind z.B. 

  • www.footprintcalculator.org vom Global Footprint Network (zeigt mit dem Ergebnis auch eine Übersicht der benötigten Flächenkategorien und den eigenen Earth Overshoot Day, siehe dazu Erklärungen unten)
  • www.mein-fussabdruck.at vom österreichischen Bundesumweltministerium (unterilt Fragen in übersichtliche einzelne Kategorien mit direkter Fußabdruckanzeige. Ist zwar bezogen auf den österreichischen Durchschnitt, der ähnelt dem deutschen aber sehr)

Mit solchen Rechnern lässt sich berechnen, ob die Biokapazität der Erde ausreichen würde, wenn alle Menschen deinen Fußabdruck hätten. Probier es selbst aus und mit den folgenden Informationen kannst du deinen Fußabdruck dann etwas besser einordnen.

 

Aktuelle Zahlen

Der durchschnittliche deutsche Fußabdruck lässt sich in verschiedene Kategorien aufteilen, um die einzelnen Bereiche besser fassen zu können:

Insgesamt: 4,7 gha pro Person (Zahlenwerte laut  Brot für die Welt - Fußabdrucktest)

  • Wohnen: 1,0 gha
    • berücksichtigt wird u.a. die Wohnfläche pro Person, Energiebedarf und -quellen
  • Ernährung: 1,3 gha
    • berücksichtigt wird u.a. der Anteil der Tierprodukte, ob sie konventionell oder ökologisch produziert wurden und auch Lebensmittelverschwendung und Verpackung
  • Mobilität: 0,8 gha
    • berücksichtigt wird u.a. die Art der Fahr- und Flugzeuge und zurückgelegte Strecken pro Jahr
  • Konsum: 0,7 gha
    • berücksichtigt werden u.a. Haushaltsgeräte, Inneneinrichtung, Unterhaltungselektronik, Kleidung, Hobbies und Haustiere
  • Kollektive/gesellschaftliche Anteil: 0,9 gha
    • Dieser Anteil ist für alle Menschen in Deutschland gleich. Hier fließen z.B. öffentliche Einrichtungen, Gesundheitswesen und Abfallentsorgung ein 

 

Der globale durchschnittliche Fußabdruck liegt mit 2,8 gha deutlich niedriger. Dem gegenüber steht der Wert der Biokapazität, die durchschnittlich jeder Person zur Verfügung steht: 1,6 gha (vgl. Footprint Network). Das heißt, dass pro Person pro Jahr 1,2 gha genutzt werden, die in einem Jahr nicht reproduziert werden können. Die Menschheit benötigt also insgesamt mehr als eineinhalbmal die Fläche der Erde (1,75 Erden). Und würden alle so leben wie in Deutschland würde sogar die dreifache Fläche (2,9 Erden) benötigt werden.

Die Diskrepanz zwischen vorhandener und benötigter Biokapazität wird auch als overshoot (Überlastung) bezeichnet. Der Earth Overshoot Day für das Jahr 2022 wird voraussichtlich Ende Juli sein. An diesem Tag ist die Biokapazität, die die Erde pro Jahr zur Verfügung stellen bzw. reproduzieren kann, aufgebraucht. Würde die ganze Welt so leben wie wir Deutschen wäre es bereits am 04.05.2022 gewesen. (vgl. BR Wissen - Earth Overshoot Day 2022).

 

Auf dieser Übersichtskarte sind die durchschnittlichen Fußabdrücke aller Länder zu sehen. Beim ProKopf-Fußabdruck ist Deutschland zwar "nur" auf Platz 39 aller Länder, aber auf Platz 8, wenn die gesamten Fußabdrücke verglichen werden.

Durchschnittlicher Fußabdruck aller Länder
Footprint Network / Ecological Footprint

Per Person

 

 

 

Wie hat sich der globale Fußabdruck über die Jahre entwickelt?

Den Verlauf des globalen ökologischen Fußabdrucks der letzten Jahrzehnte zeigt das folgende Diagramm aus dem WWF - Living Planet Report 2016 - Kurzfassung. Verglichen wird der Fußabdruck mit der globalen Biokapazität.

WWF - Living Planet Report 2016 - Kurzfassung Abb. 12: Globaler Ökologischer Fußabdruck, unterteilt nach Komponenten verglichen mit der Biokapazität
WWF - Living Planet Report 2016 - Kurzfassung S.24

 

Hier wird der Fußabdruck nach den Flächen aufgeteilt, die benötigt werden. Dazu gehören laut WWF - Living Planet Report 2016 - Kurzfassung S.25:

  • Kohlenstoff:
    • Bedarf an Waldflächen zur langfristigen Bindung von Kohlenstoff, der nicht schon von den Meeren aufgenommen werden kann
  • Fischgründe:
    • Bedarf an Fläche für Meeres- und Binnengewässer für die natürlichen Nahrungsquellen der Fische, die gefangen oder in Aquakulturen gezüchtet werden
  • Ackerland:
    • Bedarf an Fläche zur Produktion von pflanzlichen Nahrungsmitteln für Menschen und Futtermitteln für die Tierhaltung
  • Bebautes Land:
    • Bedarf an Fläche für Infrastruktur wie Wohnraum, Verkehr und Industrie
  • Waldprodukte:
    • Bedarf an Waldflächen für Nutz- und Brennholz
  • Weideland:
    • Bedarf an Weideflächen für Vieh zur Erzeugung von Fleisch, Milch, Leder und Wolle

Das Diagramm zeigt, dass der Bedarf nach allen Flächen zugenommen hat, aber ganz besonders angestiegen ist der Bedarf zur Speicherung des Kohlenstoffs. Seit Über 50 Jahren überlasten wir die Erde. Ein paar Jahrzehnte scheint das zu klappen, aber letztendlich geht dieses Verhalten zu Lasten der Menschen auf der Südhalbkugel und der kommenden Generationen, denn irgendwann sind keine Bäume mehr zum Roden und keine Fische mehr zum Fangen da, wenn mehr entnommen wird als nachproduziert werden kann. Den Böden werden immer mehr Nährstoffe entzogen, die nicht zurück in den Kreislauf gelangen und der Anteil an CO2, der nicht gebunden werden kann, sorgt für die Erhöhung der Temperatur in der Atmosphäre, was noch weitere Probleme mit sich bringt. Wir müssen also so schnell wie möglich umdenken und umlenken.

 

Was können wir tun?

Wenn du versuchen willst, deinen eigenen Fußabdruck zu reduzieren, geben dir die fünf F's erste Anhaltspunkte (vgl. BR Wissen - Earth Overshoot Day 2022)

  • Fleisch und andere Tierprodukte reduzieren
  • Fahrten mit dem Auto reduzieren, langsamer fahren, in Fahrgemeinschaften und auf Carsharing setzen
  • Fliegen vermeiden, den Zug nutzen oder Urlaub in der Nähe machen und Geschäftsmeetings online abhalten
  • Fassade dämmen, nur heizen wo es benötigt wird und Wohnfläche pro Person reduzieren
  • Forderungen stellen! Denn irgendwann stoßen wir an unsere Grenzen und es fällt uns schwer, den Fußabdruck weiter zu reduzieren. Zum Beispiel wird es schwer vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen, wenn das ÖPNV-Netz bei mir nicht wirklich ausgebaut ist. Außerdem können wir den kollektiven/gesellschaftlichen Teil unseren Fußabdrucks gar nicht beeinflussen.

 

Zum kollektiven/gesellschaftlichen Anteil des Fußabdrucks gehört z.B. die Beschaffung öffentlicher Einrichtungen und die Infrastruktur wie Straßen und Krankenhäuser. Hier sind Politik und Verwaltung gefragt, die Weichen zu stellen und Gesetze und Rahmenbedingungen zu schaffen. Wir haben so viele Möglichkeiten und müssen sie nur ergreifen:

  • Energiewende: Würden wir die globalen CO2-Emissionen halbieren, bräuchten wir eine halbe Erde weniger, um diese zu binden. Dafür müssen wir deutlich stärker auf erneuerbare Energien setzen
  • Verkehrswende: Weg vom motorisierten Individualverkehr hin zum Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und des Radverkehrsnetzes und damit sowohl den CO2-Ausstoß als auch den tatsächlichen Flächenbedarf reduzieren.
  • Agrarwende: Fleischkonsum und Lebensmittelverschwendung reduzieren und umweltverträgliche Bewirtschaftung der Felder zur Erholung der Böden
  • Lebensgrundlage erhalten: Wir müssen Ökosysteme wie Wälder und Meere schützen und sich erholen lassen. Dafür brauchen wir Schutzgebiete für Wälder und Meere und müssen die Fischerei reduzieren.
  • Konsumwende: Nur mit Geräten, die auf Reparierbar- und Langlebigkeit hin entwickelt wurden, kommen wir aus der Wegwerf-und-Neu-Kauf-Spirale heraus. Das spart Ressourcen und wir müssen nicht mehr drüber nachdenken, wohin wir all unseren Müll exportieren können.

Damit würden wir weniger als eine Erde pro Jahr aufbrauchen und der Earth Overshoot Day würde nie mehr stattfinden. Die Klimakrise könnte damit deutlich abgeschwächt werden.

 

Regierungen und Unternehmen sitzen hier am viel längeren Hebel. Wir müssen sie nur dazu bringen, ihn zu benutzen, damit es für uns leichter wird, die ökologisch vernünftigen Entscheidungen zu treffen. Aktuell ist es in vielen Bereichen noch aufwendiger, teurer oder gar nicht möglich.

 

Um die großen Veränderungen in unserer Gesellschaft voranzutreiben, sind wir alle gefragt. Wir können versuchen unseren Fußabdruck zu verkleinern, so gut es geht und auf dem Weg viel dazu lernen, auch über uns selbst. Gleichzeitig müssen wir aber auch unseren Handabdruck vergrößern und wo wir können den Wandel vorantreiben.

Engagier auch du dich in den Bereichen, in denen du das größte Potential siehst oder die dich am meisten interessieren und hinterlasse dort deinen Handabdruck!

Banner "Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann."
25.06.1981

 

Möglichkeiten zum Engagement oder Ideen für verschiedenste Themen findest du z.B. bei uns oder in den deutschlandweiten Themengruppen.