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Billigfleisch ist ein krankes System

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Hauptsache billig? Greenpeace fordert: Kein Billigfleisch mehr im Supermarkt!

Studie ergab: Einführung der Haltungskennzeichnung reicht nicht aus

Fleisch aus tierschutzwidriger Haltung dominiert weiter das Sortiment in den Supermärkten. Das zeigen eine Abfrage aus dem Handel sowie Recherchen von Greenpeace Aktiven

Braunschweig, Oktober 2020: Am 17.10.2020 protestierten Greenpeace-Aktive in 50 Städten in Deutschland gegen Billigfleisch im Supermarkt: Die Einführung der Haltungskennzeichnung reicht nicht aus. Vor allem die großen Ketten wie Aldi, Edeka, Lidl und Rewe wurden aufgefordert, das Billigfleisch aus dem Sortiment zu nehmen.

Auch die Braunschweiger Greenpeace Gruppe informierte mit einem Infostand auf dem Kohlmarkt über diese „Sauerei“. Sie machten auf die Ausbeutung von Menschen, Tieren und Umwelt bei der Produktion und dem Handel mit Billigfleisch aufmerksam. Melanie Töwe, Landwirtschafts-Expertin bei Greenpeace Deutschland, erklärt dazu: „Das Konzept der Supermärkte, Fleisch zu Dumpingpreisen anzubieten, um damit Verbraucher*innen in die Läden locken, ist Teil des kranken Systems Billigfleisch.“ Dieses System soll gestoppt werden, damit jede*r tatsächlich auch im Supermarkt Fleisch aus artgerechter Tierhaltung und fairen Arbeitsbedingungen kaufen kann.

Große Supermarktketten bieten vor allem Billigfleisch an

Trotz Corona-Ausbrüchen bei der Belegschaft von Großschlachtereien und Plänen seitens der Regierung für eine tierfreundlichere Landwirtschaft: Die großen Supermarktketten Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto, Penny und Rewe setzen weiter auf Billigfleisch. Das beweist der aktuelle Report: www.greenpeace.de/abfrage-fleischsortiment

Gut 90 Prozent des Frischfleischs der großen Einzelhandelsketten stammt von Tieren, die unter qualvollen und häufig gesetzeswidrigen Bedingungen gehalten wurden. Sie sind mit der Haltungsform 1 oder 2 ausgewiesen. Wenn Kunden Fleisch der besseren Haltungsform 3 kaufen möchten, werden Kunden oft enttäuscht: kaum eine Filiale bietet es an. Auch Produkte der Haltungsform 4 (unter anderem Bio) sind eher die Ausnahme im Fleischregal. Die Kennzeichnung ist allerdings freiwillig und nicht gesetzlich vorgeschrieben.

„Der Handel ist mit seiner Einkaufspolitik maßgeblich dafür verantwortlich, dass Mensch, Tier und Klima massiv durch die industrielle Fleischproduktion geschädigt werden.“ so Töwe. Greenpeace fordert daher die großen Ketten auf, Billigfleisch zügig aus dem Sortiment zu nehmen und Landwirt*innen fair zu bezahlen. Nur dann können Tiere artgerecht gehalten werden.

Aktuelle Kennzeichnung im Regal nur Greenwashing?

Um zu sehen, ob die Angaben des Handels mit dem tatsächlichen Angebot übereinstimmen, haben Greenpeace-Ehrenamtliche parallel zur Abfrage in rund 300 Filialen aller befragten Händler bundesweit das Schweinefleischsortiment unter die Lupe genommen. Vor allem bei den Bedientheken mit Frischfleisch gibt es auffällige Lücken bei der Kennzeichnung der Haltungsform: Nur fünf Prozent der von Greenpeace besuchten Märkte von Edeka, Kaufland und Rewe haben das Schweinefleisch ausreichend gekennzeichnet. Sie wichen dabei erheblich von den gegenüber Greenpeace gemachten Angaben ab: In 14 von 16 Kaufland-Filialen war das Frischfleisch an der Theke gar nicht markiert, obwohl nach Angaben von Kaufland alle gekennzeichnet sein sollten. Laut Landwirtschafts-Expertin Töwe schaffe die Kennzeichnung der Haltungsform zwar grundsätzlich Transparenz. Wenn das Angebot jedoch fast ausschließlich aus Billigfleisch bestehe, verkomme sie zum Greenwashing.

Bereits im Januar hatte Greenpeace den Lebensmitteleinzelhandel zur Kennzeichnung und dem aktuellen und geplanten Frischfleisch-Sortiment befragt. Das Team von Greenpeace Braunschweig kam damals vor dem Rewe-Markt im Robert-Koch-Quartier mit den Passant*innen ins Gespräch und überreichte eine Petition mit Unterschriften für ein besseres Fleischangebot dem Marktleiter.

10 Monate später zeigen sich bei der Vergleichsuntersuchung in ganz Deutschland keine Verbesserungen, was die Verfügbarkeit von Fleisch der besseren Haltungsformen 3 und 4 angeht. Auch die Pläne der Händler, ab wann das Billigfleisch der Haltungsformen 1 und 2 nicht mehr verkauft werden soll, sind meistens nicht ambitioniert genug. Insgesamt gilt auch für die Zukunft: Eine Haltungskennzeichnung für Frischfleisch allein reicht nicht aus, um die Tierhaltung in Deutschland zu verbessern.

Das Problem der Fleischproduktion an der Wurzel packen

Millionenfaches Tierleid ist nur einer von vielen Missständen in der Fleischindustrie: Das ganze System ist krank. Mit Blick auf die Pandemie, Klimakrise und Artensterben gibt es nur einen Weg: konsequentes Umdenken bei der Fleischproduktion. Nötig sind nicht nur strengere Auflagen bei Haltung, Transport und Schlachtung einschließlich Kontrollen und Sanktionen, sondern strengere Regulierungen entlang der gesamten Produktion. Dazu gehören auch transparente Lieferketten, bei denen Menschenrechte und Umweltbestimmungen eingehalten werden. Das bedeutet dann auch, dass das angebotene Fleisch teurer wird, damit die Landwirt*innen die Änderungen umsetzen können und eine faire Vergütung aller Beteiligten möglich wird.

Bis es soweit ist, hilft den Verbraucher*innen vorerst nur, sich nicht von den freiwilligen Labeln der Händler irritieren zu lassen und bewusst Fleisch der Haltungsstufe 3 oder noch besser 4 zu kaufen. Ist das nicht möglich, wäre auch mal einen „Veggietag“ einzulegen eine pragmatische und umweltfreundliche Alternative.

 

im Gespräch mit Passant*innen
© Jannes Unger / Greenpeace Braunschweig

 

im Gespräch mit einer Passantin
© Jannes Unger / Greenpeace Braunschweig

 

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