Von Ilona Kienle / 11.09.2021

Greenpeace demonstriert mit einem breiten Bündnis für eine Mobilitätswende

Greenpeace hat sich ja schon immer mit der Autolobby angelegt. Auch in den letzten Jahren bei der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt wurde viel Wirbel veranstaltet.

Greenpeace Deggendorf in München
© Greenpeace Deggendorf

Vom Dieselskandal zudem schwer gebeutelt, flüchtet der Verband nun nach München. Und erfindet sich mit nicht weniger Pomp und Gloria neu. Als IAA Mobility. Mit Open Space, Blue Lane, Citizens Lab – verteilt über zentrale Plätze der Innenstadt. Die IAA gibt sich scheinbar geläutert. Mit emissionsarmen Fahrzeugen und nachhaltigen Technologien.

Der Schein trügt

Für uns nichts als „Greenwashing“. Denn aus den Werkstoren von VW, Daimler und BMW rollen auch im Jahr 2021 zu über 95 Prozent Autos mit Verbrennungsmotoren. Auch die Zukunft wird klimaschädlich bleiben, derzeit plant VW, Verbrenner noch bis mindestens 2040 auf den Markt zu bringen. Selbst Plug-in-Hybride stellen sich als Mogelpackung heraus, die staatliche Förderung ist ein Unding. Zusätzlich wollen VW und Co. in ihrem SUV-Wahn den Anteil dieser Stadtpanzer massiv steigern. Obwohl sie mehr Sprit brauchen, batterieelektrisch Umwelt und Klima belasten, mehr Feinstaub und Mikroplastik verursachen. Obwohl sie ein Hindernis im Straßenverkehr sind und Parkplätze blockieren. Unser Verkehrs­experte Benjamin Stephan: Wer so viel über nachhaltige Mobilität redet, aber dann so unverfroren die Erderhitzung weiter vorantreibt, der muss sich über Proteste nicht wundern. Und die kamen mit voller Wucht - und oft spektakulär. Schon am Eröffnungstag stiegen Aktive von Greenpeace in ein Becken vor dem Messeeingang, wo ihnen das Wasser buchstäblich „bis zum Hals“ stand. 50 Gegenveranstaltungen der verschiedensten Gruppierungen gab es insgesamt, die Landeshauptstadt im Ausnahmezustand. 4500 Polizisten waren täglich im Einsatz, es war der größte Polizeieinsatz seit 20 Jahren. Widerstand und ziviler Ungehorsam wurden vom CSU-geführten bayerischen Innenministerium nicht geduldet. So kamen Pfefferspray und Schlagstöcke nicht nur einmal zum Einsatz, zahlreiche Demonstranten waren in Präventionshaft festgesetzt.

#Aussteigen – Klimaschutz statt Autolobby

Greenpeace Deggendorf in München
© Greenpeace Deggendorf

Zur Großdemo am Samstag, dem vorletzten Tag der IAA, kamen etwa 25.000 Teilnehmer. Klimaschützer, Kapitalismuskritiker, Naturfreunde. Und Tausende Fahrradfahrer:innen, die auf 16 Touren aus verschiedenen Städten in München eintrafen. Auch Greenpeace war zahlreich vertreten, es ist immer wieder eine Freude, Regenbogenkrieger:innen aus anderen Städten zu treffen. Die zentrale Forderung der Demo war eine Politik, die den Menschen, nicht das Auto in den Mittelpunkt stellt. Mit sicheren Radwegen. Mit ausgebautem, bezahlbaren ÖPNV. Mit sofortigem Ausstieg aus dem Verbrennermotor, keinen neuen Autobahnen, einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h auf Autobahnen und 30 km/h innerorts . Denn der allgegenwärtige Verkehrsinfarkt in Städten, gesundheitsgefährdender Dieselruß, klimaschädliches CO2 und Lärm sind nicht lebenswert. Dabei fanden Redner:innen nicht nur deutliche Worte für die Versäumnisse der Autoindustrie. Sie warfen auch den Regierenden vor, die Autolobby zu hofieren und den Klimaschutz zu blockieren. In die Mangel genommen wurde insbesondere Andreas Scheuer, Verkehrsminister der Autobosse. Er traf sich seit seinem Amtsantritt 80-mal mit Vertretern der Autoindustrie, aber nur einmal mit Umweltschutzverbänden. Einig waren sich ferner alle, dass die Gewalt seitens der Polizei unnötig und völlig inakzeptabel war. Das sahen auch unabhängige Journalisten so. Grundsätzlich aber war die Stimmung friedlich und heiter, die Anliegen bunt und laut. Vor allem zeigten viele Menschen der nächsten Bundesregierung in zwei Wochen, wie eine Mobilitätswende aussehen kann.

 

Greenpeace Deggendorf in München
© Greenpeace Deggendorf

 

Greenpeace Deggendorf in München
© Ilona Kienle / Greenpeace Deggendorf

 

Greenpeace Deggendorf in München
© Ilona Kienle / Greenpeace Deggendorf

 

Greenpeace Deggendorf in München
© Ilona Kienle / Greenpeace Deggendorf

 

Greenpeace Deggendorf in München
© Ilona Kienle / Greenpeace Deggendorf

 

Greenpeace Deggendorf in München
© Ilona Kienle / Greenpeace Deggendorf

 

Greenpeace Deggendorf in München
© Ilona Kienle / Greenpeace Deggendorf