"Wer Straßen saet, wird Verkehr ernten" - Schon mal was vom Downs-Thomson-Paradoxon gehört? Verbesserungen im Straßennetz verringern nicht die Staubildung, paradox, nicht wahr?

"[...] Verbesserungen im Straßennetz können die Verkehrsüberlastung noch verstärken, wenn die Verbesserungen den öffentlichen Verkehr beeinträchtigen oder Investitionen vom öffentlichen Verkehrssystem abgezogen werden. Statt des öffentlichen Personenverkehrs kann auch der Radverkehr als Vergleichsgröße herangezogen werden. [...]"

Wolfgang Kromat diskutiert mit uns die Entscheidung der Eckernförder Politik zum Parkmanagement.

 

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Eckernförde hat ein Parkraummanagement beschlossen. Für den Beschluss hat es drei Sitzungen gebraucht und schon war eine Anfangsinvestition von 248.000 Euro, plus 30.000 Euro Folgekosten pro Jahr, beschlossen. Im bisher sehr stiefmütterlich behandelten Radverkehrskonzept wurden für den Umbau der Gefahrenstelle Lornsenplatz mit 100.000 Euro veranschlagt.

 

100.000 Euro waren in den vergangen sieben Jahren, so lange gibt es das Radverkehrskonzept schon, für mehr Sicherheit im Radverkehr nicht aufzutreiben. Mal abgesehen davon, dass ein Konzept, welches sieben Jahre und länger in der Schublade sicher vor Staub gelagert wird, von der heutigen Realität oft eingeholt ist, lässt sich am Willen der Verantwortlichen, wirkliche Veränderungen zugunsten klimafreundlichen Verkehrs zu bewirken, doch schon arg zweifeln.  

 

Was bedeutet denn nun diese „Investition“ in den Parkverkehr? Schauen wir es uns mal aus verschiedenen Perspektiven an.

 

248.000 Euro soll das System zur Installation kosten. In sieben Jahren - solange liegt nun schon das Radverkehrskonzept in der Schublade - kommen 210.000 Euro Folgekosten hinzu. Kostensteigerung noch nicht inbegriffen. So kommt in diesem Zeitraum eine Gesamtsumme von 458.000 Euro zusammen.

 

Sieben Jahre, in der die Stadt Eckernförde nicht bereit ist pro Jahr und Bürger mit 0,62 € für eine sichere Unterführung am Lornsenplatz zu sorgen, aber für den KFZ Verkehr 2,48 € pro Jahr ausgibt. Eine Stadt wie Kiel investiert für den Radverkehr 6,90 € pro Jahr, in Kopenhagen sind es 35,00 €.

 

Für ca. 6.000 € pro Stellplatz lässt sich ein Parkhaus bauen. Das ergäbe 76 Parkplätze, die aus der Innenstadt hätten vor die Bahn verlagert werden können. Der Parkplatz am Exer fasst rund 260 Stellplätze, rund ein Drittel der Parkplätze könnten in sieben Jahren vor die Bahn verlagert worden sein. Der Unterschied in der Entfernung zur Innenstadt? Vom Grünen Weg sind es ca. 500 Meter, vom Exer sind es ca. 250 Meter. Eine Distanz die selbst die meisten geheingeschränkten Menschen noch zurücklegen können.

 

Während in Paris in den nächsten 6 Jahren 70.000 Parkplätze verschwinden und die Innenstadt für den Durchgangsverkehr weitestgehend gesperrt werden soll, macht Eckernförde das Parken in der Innenstadt noch attraktiver. Das Sensoren-Netzwerk soll auf den Parkplätzen auf dem Exer, auf dem Preußerstraße Parkplatz, den Plätzen in der Preußerstraße und am Meerwasserwellenbad zum Einsatz kommen. Alles Parkplätze im Innenstadtbereich.

 

Ob das Parkmanagementsystem wirklich eine Verkehrsberuhigung bringt, das lässt sich bezweifeln. Bisher hatte der Parkplatz am Grünen Weg noch den Anreiz, sich den Parksuchverkehr und den lästigen Bahnübergang zu ersparen. In Zukunft wir auch noch der letzte freie Parkplatz im Innenstadtbereich angezeigt. Warum soll man jetzt vorsorglich vor der Stadt parken, wenn doch jetzt zuverlässig angezeigt wird, dass es auch noch in der Stadt freie Plätze gibt.

 

Und die Zukunft? Jede Baumaßnahme die jetzt beschlossen wird, zementiert einen Zustand für die nächsten Jahrzehnte fest. Inklusive aller Folgekosten und Folgeschäden. Der überwiegende Teil der Wissenschaftler*innen ist sich einige, dass der MIV (motorisierte Individualverkehr), nicht nur seine Antriebsart verändern muss. Um das Klima und die Gesundheit von Menschen zu schützen, Städte wieder lebenswert zu machen und den enormen Ressourcenverbrauch des MIV einzudämmen, muss dieser in den nächsten Jahrzehnten deutlich reduziert werden.

 

Das Bundesverfassungsgericht hat am Deutschland dazu verurteilt, Entscheidungen zum Kilmaschutz auf langfristige Sicht zu treffen. Nachfolgende Generationen haben auch ein Recht auf eine lebenswerte Welt. Auch Eckernförde ist ein Teil Deutschlands und die Tragweite des Urteils scheint noch lange nicht bei allen Verantwortlichen wirklich verstanden worden zu sein.

 

PS: Bemerkenswert ist, dass alle, bis auf einen Verantwortlichen, für das Managementsystem gestimmt haben. Also auch Grüne und andere Parteien, denen der Kilmaschutz und damit unser aller Zukunft, angeblich so wichtig ist.

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