Siegel-Durchleuchtung
Mit Siegeln lässt sich ein Produkt gut bewerben, doch nicht immer steckt auch was dahinter. Wir (die Jugendgruppe Karlsruhe) haben zu verschiedenen bekannten Siegeln recherchiert und zeigen hier unsere Einschätzung. Zuerst haben wir uns mit dem Thema Fleisch beschäftigt, da wir es hier besonders wichtig finden, wenn, dann besonders bewusst zu konsumieren.
EU-Bio
Das Siegel wird von einer staatlich akkreditierten Zertifizierungsstelle vergeben. Die Kriterien sind Mindeststandards für die Bio-Produktion nach der EU-Ökoverordnung.
Kriterien:
- Nutztiere haben freien Auslauf.
- Der Antibiotikaeinsatz ist strenger reglementiert.
- Die Verwendung von chemisch-synthetischen Pestiziden und synthetischen Düngemitteln ist verboten.
- Genmanipulierte Inhaltsstoffe/Futtermittel und die Zugabe von Lebensmittelzusatzstoffen o.Ä. ist verboten.
- 100 % Bio-Futter und mind. 20 % des Futters müssen vom eigenen Betrieb oder aus der Region kommen
- Vorgeschriebene Freilandfläche mit mind. 4 m² / Tier
Masthühner |
Rinder |
Schweine |
||
Konventionell (m^2 pro Tier) |
innen zusätzl. außen |
1/26 - |
- - |
0,5-1 - |
EU-Bio Siegel (m^2 pro Tier) |
innen zusätzl. außen |
1/10 - |
1,5-5 1,1-3,7 |
0,8-1,5 0,6-1,2 |
Kontrollen: Jährlich eine Kontrolle durch Kontrollbehörde oder Kontrollstelle, zusätzlich unangekündigte Kontrollbesuche.
Andere Bio-Siegel von Bio-Anbauverbänden fordern stärkere Kriterien.
Tierwohl
Kriterien:
- Etwas mehr Platz und organisches Beschäftigungsmaterial
- Pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche dürfen maximal 140 Hennen, 280 Masthähnchen, 10 Mastschweine oder 2 Rinder (Großvieheinheiten) gehalten werden
- unterscheidet sich nur wenig von konventioneller Haltung, keine Kontrolle von Transport und Schlachtung
Kontrollen: Zweimal im Jahr, einmal ohne Ankündigung, einmal mit kurzfristiger Ankündigung.
demeter
Kriterien:
- Weidegang und/oder Auslauf für alle Nutztiere
- Entfernung zum Schlachthof höchstens 200km und 4 Stunden Fahrt
- Schlachthöfe sollen nach Sozial- und Tierschutzstandards überprüft und ausgewählt werden
- Enthornen von Tieren, kupieren von Schwänzen und abschleifen von Zähnen ist verboten
- Futter zu 70% aus Demeter-Anbau, Rest mindestens Bio
- maximal drei Behandlungen mit Antibiotika pro Jahr und erkranktem Tier ist gestattet. Tiere mit einer Lebensdauer von weniger als einem Jahr dürfen nur eine Behandlung erhalten.
- Pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche dürfen maximal 140 Hennen, 280 Masthähnchen, 10 Mastschweine oder 2 Rinder (Großvieheinheiten) gehalten werden
- mehr Platz für Geflügel und Schweine (im Vergleich zu EU-Bio-Siegel) → großzügigere Mindeststandards mit Platzvorgaben im freien und im Stall (z.B. für Schweine das doppelte des gesetzl. Mindeststandards im Stall plus Freifläche)
Kontrollen: Jährlich eine Kontrolle durch unabhängige Kontrollstelle, jährliches Betriebs-Entwicklungsgespräch.
Bioland
Kriterien:
- Der gesamte Betrieb muss auf bio umstellen
- Pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche dürfen maximal 140 Hennen, 280 Masthähnchen, 10 Mastschweine oder 2 Rinder (Großvieheinheiten) gehalten werden
- mehr Platz für Geflügel und Schweine (im Vergleich zu EU-Bio-Siegel)
- Die Möglichkeit zu Auslauf und/oder Weidegang ist für alle Nutztiere vorgeschrieben
- Tiertransporte max. 4h und 200km (Ausnahmegenehmigungen möglich)
- 100% Biofutter, mind. 50% Futter aus eigenem Betrieb oder Region (nach den Vorgaben von Bioland)
- Mehr Wert auf Regionalität (Vergleich zu Demeter und Naturland)
- Verwendung von Treibmittel wie beispielsweise elektrischen Treibhilfen und Schlaginstrumenten sind nicht zulässig
Kontrollen:
- Mindestens einmal pro Jahr von staatlich anerkannten, unabhängigen Kontrollstellen (nach Bioland-Kriterien)
- viermal pro Jahr Futtermittelkontrollen
- 10-20% der Betriebe jährlich stichprobenartig
Naturland
Kriterien:
- Der Gesamte Betrieb muss auf Bio umgestellt werden
- Pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche dürfen maximal 140 Hennen, 280 Masthähnchen, 10 Mastschweine oder 2 Rinder (Großvieheinheiten) gehalten werden
- Tiertransporte maximal 8 h
- Mindestens 50 % des Futters muss vom eigenen Betrieb oder aus einer durch Naturland genehmigten Betriebskooperation stammen
Kontrollen: Jährlich eine angemeldete und/oder unangemeldeten Betriebsbesuchen und Kontrollen durch Beauftragte von Naturland.
Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes
Fokus auf Tierschutz, kein Umwelt- oder Naturschutzsiegel. Das Siegel gibt es mit einem und mit zwei Sternen.
Kriterien:
- größeres Platzangebot, Freifläche nur bei 2 Sternen
- kein gentechnisch verändertes Futter, aber aus konventioneller Landwirtschaft
- max. 4 Stunden Transportzeit zur Schlachtung
- Ferkelkastration nur mit Betäubung, Schwänze kupieren verboten
- In der Einstiegsstufe ist prinzipiell keine Freifläche, sondern Außenklima für Schweine vorgeschrieben, konventionelles Futter wird verwendet
Kontrollen: Unangekündigt 2-4-mal pro Jahr.
Haltungsform 3
Kriterien:
- kein gentechnisch verändertes Futter
- etwas größeres Platzangebot
- organisches Beschäftigungsmaterial
- Außenklimabereich vorgeschrieben (nicht gleichbedeutend mit Freilandfläche!)
Kontrollen: Dient nur zur Einordnung von Siegeln, überlässt daher die Kontrolle den entsprechenden Organisationen
Kritik: Konventionelles Futter, keine Vorgaben zur Medikamentengabe und Transportdauer, keine Freifläche
Haltungsform 4
Kriterien:
- größeres Platzangebot
- Freilandfläche vorgeschrieben
- ein gewisser Prozentsatz der Futtermittel aus dem eigenen Betrieb
- keine gentechnisch veränderten Futtermittel
- zusätzlich organisches Beschäftigungsmaterial
Kontrollen: Dient nur zur Einordnung von Siegeln, überlässt daher die Kontrolle den entsprechenden Organisationen.
Kritik: Konventionelles Futter, keine Vorgaben zur Transportdauer