Greenpeace Köln Frieden

Nie wieder Hiroshima & Nagasaki

Judith Blue
Judith Blue Greenpeace Ortsgruppe
in der Gruppe Greenpeace Köln
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In den Morgenstunden des 6. August 1945 passierte das bis dahin Unvorstellbare: Die erste jemals eingesetzte Atombombe wurde auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen. Nur drei Tage später, am 9. August 1945 folgte eine zweite Atombombe auf die Stadt Nagasaki. Bei den Atombombenangriffen starben laut Schätzungen mehr als 200.000 Menschen und noch heute leiden die Menschen dort an den Spätfolgen der radioaktiven Verseuchung. In Erinnerung an den Atombombenabwurf auf die japanische Stadt Hiroshima vor 75 Jahren haben wir in der Nacht vom 5. auf den 6. August ein Peace-Zeichen aus über hundert Kerzen auf dem Mauritiuskirchplatz in Köln aufgestellt. Um 1.15 Uhr – 8:15 Uhr Ortszeit Hiroshima, dem Zeitpunkt der Explosion der Hiroshima-Atombombe – zündeten wir die Kerzen an und gedachten der Opfer. Ähnliche Aktionen wurden von über 50 Greenpeace Ortsgruppen in ganz Deutschland durchgeführt.

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Mit unserer Lichtbotschaft rufen wir auch die Bundesregierung zu atomarer Abrüstung auf. Auf dem Fliegerhorst im rheinland-pfälzischen Büchel lagern laut Experteneinschätzungen 20 US-amerikanische Atombomben, die im Kriegsfall von deutschen Piloten in ihr Einsatzgebiet geflogen werden sollen. Ihre jeweilige Sprengkraft beträgt mindestens das Zehnfache der Hiroshima-Bombe. Es ist ein moralisches und politisches Armutszeugnis, dass Deutschland noch immer an US-amerikanischen Atombomben festhält. Denn trotz der vielen unnötigen Toten der Atombombenabwürfe und trotz der ständigen Gefahr eines Atomkriegs während der Zeit des Kalten Kriegs befindet sich das weltweite Wettrüsten auf einem Höhepunkt. Die sogenannte Doomsday Clock, auch bekannt als Weltuntergangsuhr, steht 100 Sekunden vor Mitternacht - die Gefahr für einen Atomkrieg ist so groß wie nie zuvor.

Laut einer aktuellen Greenpeace-Umfrage sind 83 Prozent der Menschen in Deutschland dafür, dass die US-amerikanischen Atombomben aus Deutschland abgezogen werden. 92% der Menschen wollen, dass Deutschland den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet. Zu diesem Thema hat das Meinungsforschungsinstitut Kantar am 1. und 2. Juli 2020 1008 Menschen befragt. Die komplette Umfrage zu Atomwaffen und dem Atomwaffensperrvertrag gibt es hier.

Das Gedenken ging am Nachmittag des 6. August ging es mit einer Friedenskundgebung zum 75. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki auf dem Roncalliplatz weiter. Unter dem Motto "Nie wieder Hiroshima - Atomwaffen abschaffen!" forderten wir gemeinsam mit über zehn Kölner Friedensorganisationen den Abzug der US-amerikanischen Atomwaffen aus Büchel und den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffensperrvertrag der Vereinten Nationen. Unserer Vorstellung einer friedlichen, vereinten Welt verliehen wir mit einem Bodengemälde Ausdruck, das wir während der Kundgebung anfertigten. Eine Weltkugel, vor der eine Friedenstaube mit Ölzweig fliegt, umgeben von mehreren Kreisen in den Farben des Regenbogens. Zwischen die einzelnen Kreise schrieben Besucher*innen in verschiedenen Farben Worte, die sie mit dem Thema Frieden verknüpften. So entstand ein buntes Friedensgemälde, das den Roncalliplatz schmückte. Obwohl das Gemälde mit wasserlöslicher Kreidefarbe gemalt wurde, sorgte das sommerliche Wetter dafür, dass es noch einige Tage erhalten blieb und somit zum Fotomotiv vieler vorbeigehender Passant*innen wurde. Neben dieser künstlerischen Aktion hielt unsere Ansprechperson für das Thema Frieden, Kai Fiedler, während der Kundgebung eine Rede, die die Themen Atomwaffen und Klimakrise verknüpfte und zur Stärkung der Zivilgesellschaft aufrief. Der Redebeitrag, der hier im Folgenden zu lesen ist, war an einige Aspekte des Greenpeace Friedensmanifests angelehnt, welches hier unterzeichnet werden kann.

Redebeitrag von Kai Fiedler bei der Kundgebung am 06.08.2020 auf dem Kölner Roncalliplatz

 

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„Als ich 1991 geboren wurde, stand die Weltuntergangsuhr auf 17 Minuten vor Mitternacht. Das war die bisher größte Anzahl an Minuten bis Mitternacht. Die verantwortlichen Physikerinnen und Physiker begründeten damals die Entscheidung mit dem Beginn einer neuen Ära. Die positiven Entwicklungen in den Beziehungen zwischen Ost und West, der Abzug tausender taktischer Waffen, das Aussetzen von Atomtests. Seitdem sind 29 Jahre vergangen. Und die Zeiger der Weltuntergangsuhr rasen auf Mitternacht zu. In diesen 29 Jahren haben die Uhrzeiger ganze 15 Minuten und 40 Sekunden eingeholt. Der Stand der Uhr im Jahr 2020: 100 Sekunden vor Mitternacht!

Bis zum Jahr 2007 waren die Gründe dafür insbesondere stagnierende Abrüstung der einstigen Großmächte, die Kernwaffentests Nordkoreas und die nuklearen Bestrebungen einiger anderer Staaten, die mangelnde Sicherung von nuklearem Material und die anhaltende Präsenz von über 26.000 Kernwaffen in den USA und Russland. Aber neben der Bedrohung durch den Einsatz nuklearer Waffen trug im Jahr 2007 erstmals eine weitere Bedrohung zum Vorschnellen der Uhrzeiger bei: die internationale Klimakrise!

Atomwaffen sind neben der globalen Erhitzung die größte existentielle Bedrohung für die Menschheit. Und trotzdem beschränkt sich das Handeln der Politikerinnen und Politiker meist auf warme Worte. Staaten weisen sich gegenseitig an, den ersten Schritt in Richtung Klimaschutz zu tun, sind gefangen in einer nationalistischen Denkweise und scheuen deshalb Investitionen in klimafreundliche Technologien. Auf der anderen Seite ist es kein Problem, Milliarden von Steuergeldern in neue Kampfjets, Drohnenprogramme und die Erforschung autonomer Waffensysteme zu investieren.Die Klimakrise, die Verbreitung von Atomwaffen und andere globale Krisen machen kollektives Handeln unumgänglich, kein Staat kann diese Probleme alleine lösen. Isolationismus und Nationalismus führen zu Eskalation und Krieg. Voraussetzungen für Frieden und Sicherheit sind Stärkung und Schutz der Zivilgesellschaft, zwischenstaatliche Kooperation und verbindliche internationale Abkommen.Frieden und Sicherheit für alle Menschen kann es nur dann geben, wenn die Erderhitzung auf maximal 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit begrenzt wird. Zukünftige Konflikte um natürliche Ressourcen wie Wasser und fruchtbaren Boden werden sich zuspitzen.

Bereits jetzt – bei einer Erhitzung von nur einem Grad – nehmen Dürren, Überschwemmungen, Wasserknappheit und Ernteausfalle weltweit zu und heizen Konflikte und Kriege an. Die Klimakrise ist eine globale Krise, die sich nicht durch Abschottung und Aufrüstung, sondern nur durch internationale Kooperation, Investitionen in nachhaltige Energien und fairen Handel lösen lässt.

Frieden und Sicherheit sind nur in einer Welt ohne Atomwaffen möglich. Die einseitige Aufkündigung internationaler Abkommen, das Säbelrasseln zwischen NATO und Russland und zwischen Indien und Pakistan, das Atomprogramm Nordkoreas, neue „smarte“ Atomwaffen: Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass die Menschheit näher am nuklearen Abgrund steht als jemals zuvor. Deutschland muss den atomaren Massenmord als militärische Option ausschließen und den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnen. Mit dem Abzug US-amerikanischer Atombomben aus Deutschland und einem Ende der nuklearen Teilhabe muss Deutschland ein klares Zeichen für eine Welt ohne Atomwaffen setzen.

Aus diesen Gründen stellt sich eine ganz einfache Frage: Das Zwei-Prozent-Ziel der NATO oder das 1,5 Grad Ziel von Paris?

Aber unsere Zukunft hängt nicht nur davon ab, wie wir mit Kernwaffen und dem Klima umgehen. Genauso entscheidend ist, wie wir miteinander umgehen. Auf dem Spiel steht mehr als das Überleben der Menschheit. Auf dem Spiel steht unsere Menschlichkeit.

Lasst uns die Zeiger der Weltuntergangsuhr gemeinsam zurückdrehen!

KLIMASCHUTZ STATT AUFRÜSTUNG! SOLIDARITÄT STATT ABSCHOTTUNG!                       MENSCHLICHKEIT STATT BARBAREI!"

 

Wir möchten uns bei allen Organisatorinnen und Organisatoren und den vielen Helfer:innen bei den Aktionen rund um den 75. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki bedanken! Und natürlich ein ganz, ganz großes Dankeschön an alle Besucher:innen der Friedenskundgebung, die uns dabei helfen, unsere Forderungen für eine friedliche Welt in die Zivilgesellschaft zu tragen!

Wenn auch Du Dich für eine friedliche Welt einsetzen möchtest, werde Teil der Friedensbewegung, indem Du die von Greenpeace unterstützte ICAN-Petition (https://aktion.nuclearban.de/node/9) unterzeichnest, das Greenpeace-Friedensmanifest (https://act.greenpeace.de/friedensmanifest) unterstützt, Dich auf Greenwire in der Themengruppe Frieden (https://greenwire.greenpeace.de/group/235/stream) informierst und Dich vielleicht auch bei einer der nächsten Gelegenheiten gemeinsam mit Greenpeace für Frieden einsetzt.

In diesem Sinne: LET’S GIVE PEACE A CHANCE

Text: Kai Fiedler