Giftattacke auf Wälder

Janina Hornig
Janina Hornig Greenpeace Ortsgruppe • 14 November 2019
Giftattacke auf Wälder

Massiver regelmäßiger Pestizideinsatz in Baden-Württemberg

 

Nicht nur die Hitzewellen und Trockenheit der vergangenen Sommer machen unseren Wäldern zu schaffen, sondern auch ein weniger öffentlich bekannter Faktor: Pestizideinsätze. „In keinem anderen Bundesland werden so viele Pestizide im Wald ausgebracht wie in Baden-Württemberg“, sagt Tanja Kaufmann, Wald-Expertin der hiesigen Greenpeace-Regionalgruppe. Alleine im Staatswald des Landes wurden 2018 insgesamt 150.000 Festmeter Holz mit Insektiziden behandelt. „Auch 2019 ging der Einsatz ungehindert weiter“, heißt es seitens der Umweltschützerin. Das bestätigte uns das Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg in einem Schreiben vom 21.08.2019.

Gesundheitsschäden beim Einatmen

Doch nicht nur diese Tatsache prangern Waldexpertin Kaufmann und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter an, sondern auch das Mittel der Wahl, mit dem der Landesbetrieb ForstBW in den Wäldern regelmäßig gegen Borkenkäfer und Co. vorgeht. „Zum Einsatz kommt das Insektizid ‚Karate Forst flüssig‘ der Firma Syngenta. Der Hersteller selbst warnt vor Gesundheitsschäden, die beim Einatmen des Produkts entstehen“, erklärt Kaufmann.

Hintergrund: In dem Pestizid ist der Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin enthalten, eines der giftigsten Insektizide, die zum Einsatz kommen – und zwar weltweit. Kaufmann sagt: „Das Kontaktgift tötet nicht nur den Borkenkäfer ab, sondern auch alle seine natürlichen Gegenspieler sowie andere Insekten und Mikroorganismen.“ Da die Prozesse im Wald und seinen Böden nie in ihrer gesamten Komplexität zu erfassen sind, ist es wichtig, radikale Eingriffe zu unterlassen.

Gefahr nicht nur für Flora und Fauna

Aber nicht nur für die Baden-Württemberger Flora und die darin lebenden Tiere stellt der wiederkehrende Einsatz des Gifts ein Risiko dar - sondern auch für Wanderer, Naturfreunde und Ruhesuchende, die sich in ihm aufhalten. „Denn: Auch wenn seitens des Landesbetriebs ForstBW darauf hingewiesen wird, das Insektizid werde immer mit Wasser verdünnt, bedeutet das nicht, dass es deswegen ungefährlich für den Menschen ist. Warum sonst wird davor gewarnt, noch Wochen nach dem Einsatz im Wald Pilze, Beeren und Kräuter zu sammeln?“, sagt Kaufmann. „Der Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin ist ein Nervengift, dessen Wirkung auf den Menschen nicht abschließend erforscht ist.“

Kaufmann appelliert an die Verantwortlichen, den Einsatz des Insektizids nicht wie bislang unter den Teppich zu kehren. „Viele Menschen gehen in den Wald in der Hoffnung, sich etwas Gutes zu tun. Auf meinen Spaziergängen treffe ich immer wieder Menschen, oft auch Eltern mit kleinen Kindern, die schlichtweg nicht wissen, dass sie dort von mehr Gift umgeben sind, als ihnen lieb sein dürfte.“

Ein Interview mit unserer Wald-Expertin Tanja Kaufmann zu diesem Thema findest du bei Radio Dreyeckland.