Seit über einem Jahr versuchen wir zusammen mit dem Aktionsbündnis zum Erhalt des Mühltalwaldes, den Holzeinschlag im Handschuhsheimer Wald zu stoppen.

Offiziell hat Oberbürgermeister Dr. Eckhart Würzner in Heidelberg im Jahr 2019 den Klimanotstand ausgerufen. Im Zuge dessen hat sich Heidelberg verpflichtet, sofort und langfristig orientiert zu handeln, damit die Klimaschutzziele erreicht werden können. Doch die derzeitige Forstpraxis schwächt den Wald, der zukünftig dem Klimawandel standhalten muss, durch die hohe Entnahme von Holz zusätzlich. Schlimmstenfalls kann der Wald seine kühlenden klimatologischen Effekte in Zukunft nicht mehr ausüben, wenn er durch zu starke Auflichtung und den Klimawandel abstirbt.

Trotz zahlreicher Veranstaltungen und Gespräche mit den Verantwortlichen schienen sich weder der Gemeinderat noch das Forstamt wesentlich zu bewegen. Als sich Ende Juli 2021 mehr als 150 Menschen zu einer Diskussionsrunde im Wald versammelten, zu der das Forstamt eingeladen hatte, wurde auch die Kritik der Bevölkerung an der gängigen forstwirtschaftlichen Praxis deutlich. Daraufhin konnten Aktionsbündnis und Greenpeace Mannheim-Heidelberg die Zusage des Forstamts bewirken, dass nur in den Nadelholzbeständen wie vorgesehen Bäume gefällt werden sollten. Die Laubbestände sollten bis auf wenige Einzelbäume, die für Seiltrassen entfernt werden sollten, stehenbleiben. Außerdem war von Diplom-Forstwirt Volker Ziesling ein Beteiligungsprojekt für einen ausgehagerten Buchenbestand vorgeschlagen worden, welcher durch Totholz (unter anderem auch als Windfang) und mit im Wald gesammelten Baumsetzlingen aufgewertet werden sollte.

Trotz der getroffenen Vereinbarung fand der Holzeinschlag in viel größerem Ausmaß statt als erwartet. Es wurden zahlreiche Laubbäume gefällt, weswegen Greenpeace Mannheim-Heidelberg und das Aktionsbündnis das Beteiligungsprojekt nicht durchführen werden, solange der Wald nicht ausreichend geschützt wird. Unverständnis empfinden sowohl wir als auch das Aktionsbündnis darüber, dass der NABU Heidelberg und der BUND Heidelberg besagtes Beteiligungsprojekt nun gemeinsam mit dem Forstamt umsetzen wollen.

Entgegen der Meinung des Forstamts, welches dem Wald ein Überleben ohne Eingriffe des Menschen nicht zutraut, sind wir und das Aktionsbündnis der Überzeugung, dass die Natur sich am besten selbst reguliert. Es sollten mindestens 10 % der Waldfläche als Referenzflächen stillgelegt werden, um den Klimawandel zu beobachten. Denn ungenutzte Wälder haben eine 2,5-fach höhere Klimaschutzwirkung als forstwirtschaftlich genutzte Wälder (Booth et al. und Kuhn et al.).

Wenn Wirtschaftswälder aus der Nutzung genommen werden, binden sie Kohlenstoff, der aus in der Atmosphäre enthaltenem CO2 gewonnen wird. Zudem können Bäume mehrere hundert Jahre alt werden und solange bleibt ihr Kohlenstoff gebunden. In der Klimakrise ist eine solche Akkumulation die natürlichste und kostengünstigste Methode, zusätzlichen Kohlenstoff zu speichern. Doch dies funktioniert nur, wenn ein Einschlagstopp (Moratorium) im Laubwald stattfindet. Ansonsten wird das Holz zu zumeist kurzlebigen Produkten verarbeitet (z. B. Zellstoff, Papier) oder wird gar verbrannt. Hier sind also auch die Heidelberger Bürger aufgerufen, mit der Ressource Holz und dessen Produkten sparsam umzugehen!

Im Rahmen der Kampagne „Waldpush 2022“ von Greenpeace Deutschland hat Wald-Kampaignerin Gesche Jürgens am 2. Februar zusammen mit Vertretern von Greenpeace Mannheim-Heidelberg und dem Aktionsbündnis den Mühltalwald besucht. Das Ziel der Kampagne ist es, Fällungen in alten Laubwäldern und FFH-Gebieten zu stoppen. Laut Aussage von Frau Jürgens nimmt der Mühltalwald aufgrund seiner lokalen Bedeutung für Trinkwasser und Klimaschutz eine herausragende Rolle im Stadtwald ein und ist deswegen besonders schützenswert.

Die im Zuge des Klimanotstands entwickelte Idee, "Klimawäldchen" im Heidelberger Stadtgebiet zu pflanzen, ist an sich begrüßenswert. Der gewollte Klimaeffekt wird jedoch durch die kontinuierliche Schwächung der bereits vorhandenen Wälder aufs Spiel gesetzt. Zudem werden für die Anpflanzung eines einzelnen Klimawäldchens Kosten von 150 000 Euro veranschlagt, während allein für die Holzernte im Stadtwald im letzten Jahr ein Defizit von 800 000 Euro entstanden ist. Dabei könnten wir einen besseren Klimaschutz durch unseren Wald ohne jegliche Kosten haben, wenn er denn nur stillgelegt wird.

Da Klimawandel nicht an Stadtteilgrenzen halt macht, haben wir gemeinsam mit dem Aktionsbündnis beschlossen, unsere Aktivitäten auf den gesamten Heidelberger Stadtwald auszuweiten. Unsere Forderungen für den Stadtwald sind:

  • die Stilllegung von 10 % der Waldfläche (Prozessschutzflächen) im Sinne der Biodiversitätsstrategie des Bundes und des Landes Baden-Württemberg
  • ein Moratorium der Laubholzeinschläge über einen Zeitraum von 30 Jahren, denn dieser Zeitraum wird benötigt, um eine optimale Kohlenstoffbevorratung herzustellen
  • eine drastische Einschränkung der Produktion kurzlebiger Holzprodukte wie Brennholz, Zellstoff und Papier
  • die Sicherung der Trinkwasserressourcen nach Qualität und Quantität.

Um zu erreichen, dass der Mühltalwald und der gesamte Heidelberger Stadtwald auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben, bitten wir euch, unsere Petition auf change.org zu unterschreiben. Gerne könnt ihr uns auch durch euer direktes Engagement unterstützen; bitte nehmt hierzu jederzeit Kontakt zu uns oder dem Aktionsbündnis auf.

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