Erhebliche Sicherheitsbedenken

Elena Welsch
Elena Welsch Greenpeace Ortsgruppe • 16 Juni 2020
in der Gruppe Greenpeace Aachen

 

Auf dem Gelände des Rissreaktors Tihange soll ein Zwischenlager gebaut werden. Der Bau wurde bereits genehmigt, ohne jedoch die nach EU Recht notwendige grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Wir fordern den offiziellen Einspruch der Landesregierungen von NRW und RLP gegen die Genehmigung OHNE grenzüberschreitende UVP.
 

Bereits in den vergangenen Jahren war der Kernkraftwerksstandort Tihange, ca. 60 km von der deutschen Grenze entfernt, Mittelpunkt öffentlicher Diskussionen in den angrenzenden Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Der Reaktorblock 2 enthält tausende Risse im Reaktordruckbehälter, die Bedrohung durch die Hauptwindrichtung führte Menschen in umliegenden Gebieten zu großen Protesten. Die Klage von über 90 Gemeinden in Deutschland, den Niederlanden und Luxemburg sowie dem Land Rheinland-Pfalz gegen die Wiederinbetriebnahme läuft immer noch.

Betriebsgenehmigung für 80 Jahre

Zur Zeit plant der Betreiber des Kernkraftwerks den Bau eines Zwischenlagers für abgebrannte Brennelemente, was große Besorgnis erregt. Nach der Entscheidung des zuständigen Minsiteriums soll das Trockenlagergebäude für 120 Castoren eine Betriebsgenehmigung für 80 Jahre enthalten. In Deutschland sind solche Genehmigungen auf 40 Jahre begrenzt, angepasst an die technische Lebensdauer der dort eingelagerten Castoren für abgebrannte Brennelemente. Experten vermuten, dass in einem solch langem Zeitraum Undichtheiten in den Behältern entstehen.

Auch die bautechnischen Standards weichen Stark von der Norm ab

Auch die bautechnische Qualität des Gebäudes weicht gravierend von dem ab, was heute üblicher Standard für die Gebäudehülle eines solchen Lagers ist. Das geplante Dach soll eine Betondecke von nur 20 cm Dicke erhalten. Zum Vergleich: Das neue Zwischenlager in Lubmin soll eine Betondicke von 180 cm in den Wänden und dem Dach erhalten, um auch dem Absturz eines großen Verkehrsflugzeuges zu widerstehen.

Dies führt zu einer besonderen Gefährdung, da in nur 15 km Entfernung der große Passagier- und Frachtflughafen Liège-Bierset liegt. Dessen Rollbahnen weisen genau auf das Kraftwerksgelände.

Leicht zugänglich für terroristische Attacken

Der Standort des Gebäudes und die Lüftungsöffnungen für die passive Kühlung der wärmeabgebenden Castoren sind so ungünstig orientiert und konstruiert, dass sie leicht zugänglich für terroristische Attacken mit panzerbrechenden Waffen sind. Ihnen fehlen nach der vorliegenden Planung jegliche davor gesetzte Schutzwände, wie sie zum Beispiel beim größten deutschen Zwischenlager in Gundremmingen nachgerüstet wurden.
Diese gravierenden Planungsmängel erfüllen uns als Menschen hinter der naheliegenden Grenze, die bekanntlich keinen Schutz im Falle eines nicht vorhergesehenen Unfalls oder eines beabsichtigten Angriffs auf das Gebäude bietet, mit großer Sorge.

Gemeinsam mit IPPNW AC, der Initiative 3 Rosen e.V. und dem NABU Aachen haben wir Briefe an die folgenden Ministerien geschrieben: 

  • Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz, Staatssekretär Dr. Thomas Griese
  • Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Frau Ministerin Ursula Heinen-Esser
  • Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, Minister Prof. Dr. Andreas Pinkwart

Darin fordern wir, dass gegen die Genehmigung ohne grenzüberschreitende Umweltverträglichkeits-Prüfung protestiert und eine solche Genehmigung eingefordert wird. Weiterhin möchten wir erreichen, dass die Landesregierung erneut eine Beschwerde bei der EU-Kommission sowie den Sekretariaten von Espoo- und Aarhus-Konvention einreicht, wie es damals bei der Langzeitverlängerung der Reaktorblöcke Tihange 1, Doel 1 und 2 geschehen ist.

Weiter unten findest du den gesamten Brief, der an alle drei Ministerien geschrieben wurde.

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