Update zum UN-Hochseeschutzabkommen und Antarktis Schiffsexpedition

Seit 2018 wird bei den Vereinten Nationen ein globales Hochseeschutzabkommen verhandelt, doch bislang haben die Vertreter:innen der Länder es nicht geschafft, sich zu einigen. Vom 7. bis zum 18. März soll nun hoffentlich die vierte und vorerst letzte geplante Konferenz für das Hochseeschutzabkommen stattfinden. Wir werden natürlich bei den Verhandlungen wieder offiziell dabei sein und uns für einen starken Ozeanvertrag und 30 Prozent Meeresschutzgebiete einsetzen.

Um kurz vor der Konferenz nochmal deutlich zu zeigen, wie dringend wir jetzt Schutzgebiete brauchen, brechen wir in der ersten Januarwoche erneut zu einer Schiffsexpedition in die Antarktis auf.

Nach der letzten Antarktis-Expedition im Jahr 2020 macht sich das Greenpeace-Schiff “Arctic Sunrise” auf den Weg in die Antarktis, um dort in den kommenden Wochen die Auswirkungen der Klimakrise zu dokumentieren und gefährdete Ökosysteme zu identifizieren. Diese Expedition findet nur wenige Monate nach dem Scheitern der letzten Jahrestagung der Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) statt, bei der erneut kein Konsens über die Einrichtung von drei neuen Meeresschutzgebieten erzielt werden konnte, die fast 4 Mio. km2 des Antarktischen Ozeans - etwa so groß wie die EU - schützen würden. Greenpeace hat sich zusammen mit der Antarctic and Southern Ocean Coalition seit vielen Jahren für die Einrichtung dieser Schutzgebiete eingesetzt, und in dieser Zeit hat sich das Ökosystem in einem beängstigenden Tempo weiter verändert.

Mit dieser Expedition liefern wir Fakten, Daten und Bilder und erzeugen damit hoffentlich Druck auf die Verantwortlichen in der Politik. Schließlich geht es bei den Vereinten Nationen um eine historische Entscheidung, die auch für den Schutz der antarktischen Gewässer von zentraler Bedeutung sein kann. In Deutschland haben wir diesbezüglich schon viel erreicht. Die alte und die neue Bundesregierung hat uns alles zugesagt, was sie zusagen können und sind mit uns auf einer Linie. Aber es gibt diverse Länder, die sich gegen einen starken Ozeanvertrag und den Schutz der Meere sperren; sie wollen die Meere nach wie vor lieber plündern und vermüllen. Es gilt also, die deutschen Vertreter:innen im Vorfeld und während der Konferenz zu stärken. 

Gemeinsam mit Wissenschaftler:innen werden wir erneut erforschen, wie es dem antarktischen Kontinent in Zeiten der Erderhitzung ergeht. Im ersten Fahrtabschnitt legen wir ein besonderes Augenmerk auf die Tierwelt, vor allem die Pinguine, deren Populationen schon heute schwinden – teilweise drastisch, wie wir es schon bei einer Expedition im Jahr 2020 feststellen mussten: Es zeigte sich, dass Zügelpinguin-Kolonien auf der Antarktis-Insel Elephant Island seit der letzten Zählung vor 50 Jahren um fast 60 Prozent eingebrochen waren. Eine spezifische Kolonie dieser Pinguinart schrumpfte sogar um 77 Prozent. Auch eine aktuelle Studie von internationalen Forscher:innen aus dem Jahr 2021 warnt, dass Kaiserpinguine in der Antarktis bis 2100 quasi aussterben könnten.  

In Anbetracht dieser sehr düsteren Aussichten für die typischen Tiere der Antarktis wird Greenpeace nun weitere Daten sammeln – diesmal in Kolonien von Adéliepinguinen. Wie bei anderen Pinguinarten auch, ist zu befürchten, dass ihnen die Klimakrise schwer zu schaffen macht, denn die Erderhitzung kann in der Antarktis dazu führen, dass Eisschollen vom Festland abbrechen, bevor Jungtiere Schwimmen lernen konnten. Immer wieder ertrinken so zahlreiche Küken. Hinzu kommen häufiger auftretende Regenfälle, die Pinguinbabys nass werden und erfrieren lassen. Und die zunehmende Krillfischerei tut ihr Übriges: Pinguine ernähren sich neben kleinen Fischen wie Sardellen und Sardinen auch von Krill, kleinen Krebstierchen, die an der Basis des gesamten Nahrungsnetzes in der Antarktis eine zentrale Rolle spielen. Werden Krillschwärme im großen Stil abgefischt, fehlt den Pinguinen – wie auch vielen weiteren Lebewesen in der Antarktis – eine wichtige Nahrungsgrundlage.

Während der Expedition werden wir auch weiterhin die Einhaltung der freiwilligen Vereinbarung der Krillindustrie zur Einschränkung der Fischerei in der Nähe von Pinguinkolonien und die Fortschritte bei der Erreichung ihrer Ziele überwachen. Diese Vereinbarung erhielt im Jahr 2020 einen wichtigen Impuls, als alle beteiligten Unternehmen einer ganzjährigen Sperrung der Pinguinkolonien in der Hope Bay zustimmten.

 

Mit an Bord der Arctic Sunrise ist auch der junge Schauspieler und Key Influencer Damian Hardung, der in der Netflix Serie „How to sell drugs online fast“ einer der Hauptdarsteller ist. Mit ihm wollen wir neue Zielgruppen erreichen und die Anzahl der Unterschriften für einen starken Ozeanvertrag nochmal deutlich in die Höhe schrauben. Mit dem Motto „How to save the Oceans online fast“ wollen wir nochmal ordentlich unsere Petition und die Forderung nach 30 Prozent Meeresschutzgebieten bewerben und es scheint gut zu funktionieren. Seine Follower:innen sind begeistert. Wer noch nicht unterzeichnet hat, kann das hier tun:https://act.greenpeace.de/meeresschutzgebiete-jetzt

Im zweiten Fahrtabschnitt von Mitte Februar bis Mitte März konzentrieren wir uns darauf, gefährdete Meeresökosysteme im Weddellmeer und auf der Antarktischen Halbinsel zu identifizieren. Dies machen wir erneut in Zusammenarbeit mit Dr. Susanne Lockhart und ist als Fortsetzung der Forschungsarbeit von 2018 zu sehen. Damals hatten wir mit Hilfe von Tauchbooten, sogenannten ROVs ebenfalls den Meeresboden kartiert und die Ergebnisse führten zur erfolgreichen Annahme von vier „vulnerable marine ecosystem“ Standorten (ökologisch wertvolle und schützenswerte Gebiete) auf dem CCAMLR-Treffen im selben Jahr.