Das Rohstoffproblem - wo kommt unser Öl her?

Svenja von Wrangell
Svenja von Wrangell Greenpeace Ortsgruppe • 10 Mai 2021

Wenn wir über E-Mobilität sprechen, kommen wir ziemlich schnell zu dem Punkt, an dem wir über die benötigten Metalle und Seltenen Erden, über den Abbau und deren umwelt- und sozialverträglichkeit diskutieren. Aber gibt es diese Probleme wirklich nur bei E-Autos? Wie sieht das bei Verbrennern aus?

Ich habe mich mit Jörg Feddern ausgetauscht, der gemeinsam mit Niklas Schinerl das Mobilitätsteam leitet und davor als Öl-Experte bei Greenpeace gearbeitet hat. Deutschland importiert den größten Teil des benötigten Rohöls aus Russland und ist damit einer der größten Ölpartner Russlands. Der Öl- und Gasmarkt ist heiß umkämpft, Umwelt- und Sicherheitstandards spielen meist eine untergeordnete Rolle. Die alltägliche Verschmutzung belastet Mensch und Natur. Hinzu kommen immer wieder folgenschwere Ölunfälle, wie beispielsweise die Tragödie der BP-Plattform Deepwater Horizon. Das alles bleibt meist ohne große Konsequenzen, die ökologischen Folgen dieses unverantwortlichen Handels sind noch über Jahre oder Jahrzehnte spürbar. Der Abbau und die Verbrennung von Öl ist einer der größten Antreiber des menschengemachten Klimawandels. Die Folge: weitere Öl- und Gasreserven werden in der Arktis durch den Rückgang des Eises zugänglich - und deren Abbau heizt wiederum das Klima an. Gas, das bei der Förderung von Öl entsteht, wird einfach abgefackelt - Russland ist hier weltweit Spitzenreiter!

Jörg war selbst in der Republik Komi in dem kleinen Ort Ust’-Usa vor Ort und hat mit den Menschen dort gesprochen. Durch die klimatischen Bedingungen sind die Pipelines in dieser Region besonders anfällig für Rohrbrüche. Gerade im Winter läuft unbemerkt Öl in den Boden, welches im Frühling mit dem Schmelzwasser zusammen in die Flüsse fließt - und dann weiter in die Meere geleitet wird. Vom Frühling berichten die Bewohner: „Da hast du Öl im Wasser, in der Luft, in der Nahrung, überall. Es stinkt nach Öl.”. Sauberes Trinkwasser, wie wir es in Deutschland kennen gibt es hier nicht mehr und Fischbestände und landwirtschaftlich nutzbare Flächen gehen zurück. Wenige der Bewohner:innen arbeiten im dort ansässigen Ölkonzern Lukoil, viele sind arbeits- und perspektivlos. Das Ölgeschäft, das so groß angepriesen wurde, richtet dort jeden Tag Schaden an.

Das ist jetzt ganz schön viel auf einmal, wem das zu schnell ging: 2016 wurde von Greenpeace ein Report zu Öl und einer speziell zur Republik Komi (Russland) und dem Leben mit der Ölpest veröffentlicht, da könnt ihr alles genau nachlesen. :)

Wenn wir mit unserem Auto in Berlin an die Tankstelle fahren, können wir uns ziemlich sicher sein, dass wir Benzin oder Diesel, dessen Ursprung in den russischen Fördergebieten liegt, tanken. Öl ist schmutzig, in jeder Hinsicht. Öl zu Verbrennen schadet unserem Klima enorm und die Ölgewinnung erfolgt teilweise unter entsetzlichen Umständen.

Daher fordern wir als Greenpeace den schnellen Ausstieg aus dem fossilen Brennstoff Öl und das heißt in der Konsequenz auch den Ausstieg aus den Verbrennermotoren! Darüber hinaus fordern wir aber auch Regierung und Autokonzerne auf, sich für einen sauberen und fairen Abbau der benötigten Rohstoffe für E-Autos einzusetzen! Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft der Mobilität eine saubere, faire und geteilte ist und freuen uns darauf,  mit euch zusammen diesen (teilweise wahrscheinlich anstrengenden :D) Weg zu gehen! :)

Liebe Grüße, Svenja

Hier bekommt ihr eine kurze Übersicht über den Verbrauch Seltener Erden in Verbrennern.