Die geplante Abholzung im Handschuhsheimer Mühltal dient laut Aussagen der Stadt Heidelberg in erster Linie dem Schutz der Besucherinnen und Besucher des Waldes. Dort stehende Esskastanien seien überwiegend „durchgewachsene Stockausschläge“ - wenig stabil und von Krankheiten befallen. Davon abgesehen soll es auch einige Fichten treffen.

Eine eigene Überprüfung ergab, dass sich etliche Bäume gar nicht an Wegrändern befinden und es sich auch nicht nur um Esskastanien und Fichten, sondern auch um junge wie alte Laubbäume handelt.

Warum darf in deutschen Naturschutzgebieten überhaupt abgeholzt werden? Hier gibt das Bundeswaldgesetz Antwort: „Der Wald darf im Rahmen seiner Zweckbestimmung ordnungsgemäß und nachhaltig bewirtschaftet werden“. Dass auf diese Weise schleichend Naturwälder in Wirtschaftswälder umgewandelt weden, wird in Kauf genommen. Denn eigentlich sollte doch in einem Naturwald gar nichts geerntet werden, mit uneingeschränktem Wachstum für heimische Baumarten und Bäumen verschiedenen Alters, die man in einem Wirtschaftswald nicht vorfindet, weil sie nicht verwertbar sind. Insbesonders alte, häufig verwachsene Bäume, sog. „Habitatbäume“, braucht ein gesunder Wald. Sie sind wichtige Stätten für viele Wildtiere, Fledermäuse und Waldkäuze. Auf der Biodiversitäts-Konferenz von Rio de Janeiro (2007) unterschrieb Deutschland ein internationales Umweltabkommen und verpflichtete sich zur Umsetzung einer nationalen Bio-Diversitätsstrategie, in der bis zum Jahr 2020 insgesamt 5 % der Wälder bzw. 10 % der öffentlichen Wälder einer natürlichen Entwicklung zu überlassen seien. Dieses Ziel haben wir deutlich verfehlt und es bleibt fraglich, ob wir es jemals erreichen, wenn wir vor Ort die Natur nicht nachhaltig schützen.