Waldmanagement im Karlsruher Stadtwald

Roland Mutterer
Roland Mutterer Greenpeace Ortsgruppe • 8 Dezember 2020
in der Gruppe Themengruppe Wald

Ich habe die Stadt Karlsruhe, konkret das zuständige städtische Forstamt auf die Themen Waldumbau und Neophyten, Totholz und PEFC- oder FSC-Zertifizierung angesprochen.

Für den Stadtwald gibt es folgendes Anpassungskonzept an den Klimawandel, das am 30.06.2020 vom Gemeinderat verabschiedet wurde:



https://www.karlsruhe.de/b3/freizeit/wald/HF_sections/content/ZZkYOg6seOx0DA/ZZoSMAwnbQ1Zb2/Konzept%20zur%20Klimaanpassung%20_GR_Beschluss30062020_homepage.pdf

Meine Zusammenfassung, was der Stadtwald bereits macht und damit unseren Forderungen immerhin teilweise entspricht:

- PEFC-zertifiziert, wesentliche Kriterien aus FSC werden auf freiwilliger Basis umgesetzt

- Totholz auf 44 m³/Hektar und steigend

- Neophyten immerhin nicht gepflanzt und wo möglich zurückgedrängt, wenn sie invasiv sind oder noch keine Erfahrungen bestehen

- abgestorbene Bäume bleiben immerhin im Wald, wenn keine Wegesicherung vorgeschrieben oder nicht wirtschaftlich nutzbar

- Jagdmanagement gegen Wildverbiss

- Anteil nicht-heimischer Baumarten wird auf 20 Prozent begrenzt. Diesen Anteil akzeptieren auch die Zertifizierungssysteme für nachhaltigere Waldwirtschaft PEFC und FSC in ihren Standards

- Einsatzmöglichkeiten von leichten Forstraupen und Rückepferden integriert

- Aufgrund der bekannten Invasivität werden folgende Baumarten nicht aktiv eingebracht und auch nicht gefördert. Wo möglich werden sie zugunsten heimischer Vegetation zurückgedrängt:

• Robinie (Robinia pseudoacacia)

• Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina)

• Götterbaum (Ailanthus altissima)

• Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa)

• Eschenahorn (Acer negundo)

 

Ablehnung unserer Forderungen wegen (basiert rein auf meiner Einschätzung der Sachlage):

- Waldmanagement, weil bestimmte Baumgesellschaften erhalten bleiben sollen wegen Artenschutz. Die Kulturwälder besitzen eine sehr hohe ökologische Bedeutung: große Artenvielfalt, Landschaftsschutzgebiet, Naturschutzgebiet, Natura 2000 (Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, Vogelschutzgebiet). Da große Bereiche des Karlsruher Stadtwaldes solche Status haben, kann dort kein Prozessschutz eingerichtet werden.

- Kein flächiger Prozessschutz, da sonst Entwicklung zum „Neophytenwald“.

- teilweise gibt es keine zukunftsfähige Naturverjüngung, z.B. weil sich konkurrenzschwächere und seltene heimische Baumarten nicht durchsetzen können (vor allem gegenüber invasiven nicht-heimischen). Manchmal hat sich auch bereits das Waldinnenklima ungünstig geändert (keine alten schattenspenden Bäume). Waldmanagement ist damit notwendig, um eine möglichst vielfältige Mischung an heimischen Baumarten zu pflanzen, die auch zukunftsfähig ist.

- große Teile von Sand- und Kiesböden, extrem trockene Standorte, selbst im Auwald. Daher Naturverjüngung eher bei den Neophyten.

- Falls eine natürliche Verjüngung den naturschutzrechtlichen Vorgaben oder ökologischen Zielen nicht entspricht, werden in Abstimmung mit der Naturschutzverwaltung Steuerungs- oder Pflegemaßnahmen ergriffen (FFH, Natura 2000)

- im Stadtwald sehr viele Waldränder an Bebauungen und an den vielen Straßen und Wegen -> Verkehrssicherung

- große Baumartenmischung zur Förderung der Biodiversität und der Risikoverteilung

- Zur Förderung der Baumartenvielfalt werden vor allem konkurrenzschwächere Baumarten und seltene Baumarten, die sich nicht oder nur sehr eingeschränkt natürlich verjüngen, über Pflanzung eingebracht.