22. Türchen: Adventskalender 2020 – Greenpeace Esslingen

Patrick Walch
Patrick Walch Greenpeace Ortsgruppe • 27 November 2020

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Adventskalender - Tag 22

 

Was haben Klimawandel und Flucht miteinander zu tun?

Der Klimawandel und die Umweltzerstörung sind bereits heute wichtige Gründe für Vertreibung und Migration. Die Folgen des Klimawandels wie verlängerte Hitzewellen, zunehmende Dürre, der Anstieg des Meeresspiegels, Überschwemmungen und die Zunahme von Starkstürmen zerstören die Lebensgrundlagen von immer mehr Menschen. Bereits heute werden doppelt so viele Menschen durch extreme Wetterereignisse vertrieben, als durch Krieg und Gewalt. Zusätzlich verlassen Millionen von Menschen ihre Heimat, weil eine langsam fortschreitende Umweltdegradation, die oft vom Klimawandel mit verursacht ist, ihre Lebensgrundlagen zerstört. Wissenschaftler_innen befürchten, dass jeder zehnte Mensch am Ende dieses Jahrhunderts in einem Brennpunkt leben wird, der in mehrerer Hinsicht von den Folgen des Klimawandels betroffen ist, wenn die Emissionen von Treibhausgasen in die Atmosphäre nicht gestoppt werden.

 

Was muss auf internationaler, politischer Ebene geschehen?

Wenn es um die konkrete Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen geht, darf nicht die bürokratische Logik der Durchführungsorganisationen im Vorder-grund stehen, bei denen der rasche Abfluss der Gelder oft mehr wiegt, als die nachhaltige Verbesserung der prekären Situation der betroffenen Bevölkerung und die gelungene Anpassung an sich verändernde Bedingungen. Innovative Schutzmaßnahmen, die heute für Brennpunkte entwickelt werden, werden in Zukunft von noch viel mehr Menschen in Anspruch genommen werden müssen. Immense Herausforderungen ergeben sich für die Entwicklung der Städte, damit sie zu lebenswerten Orten der Nachhaltigkeit werden können, die einen weiteren Bevölkerungszuwachs bewältigen können. Wie wichtig für unser Überleben eine rasche Anpassung von Wirtschaft und Gesellschaft an die globale Erwärmung ist, wird noch häufig unterschätzt und verdrängt.

 

Es gilt 3 Ziele für das Management von Umweltmigration formulieren, die auch als Maßstab für politische Entscheidungsträger dienen sollten

  • Erzwungene Migration sollte vermieden werden
  • Migrant_innen sollten unterstützt und geschützt werden, wenn eine erzwungene Migration erfolgt ist
  • Migration ist eine wichtige Anpassungsstrategie an den Klimawandel und muss daher gefördert werden.

 

Der Weg zu einem komplexen, menschenrechtsbasierten Regelwerk, dass Umweltmigrant_innen schützt, ist noch weit. Angesichts der humanitären Katastrophe im Mittelmeer sollte gerade Europa bereit sein, seine Flüchtlingspolitik zu überdenken und sichere Zugangswege nach Europa schaffen. Bei der Weiterentwicklung der gemeinsamen europäischen Flüchtlings- und Migrationspolitik dürfen die Mauern um Europa nicht weiter hochgezogen werden

 

Was können WIR tun?

Das eigentliche Problem der internationalen Migrations- und Flüchtlingspolitik ist nicht der Mangel an internationalen Absichtserklärungen, sondern das Verhalten wichtiger Akteure. Solange die Herausforderungen der großen Transformation zu einer postfossilen Wirtschaft und Gesellschaft nicht in allen Köpfen angekommen sind und solange die entsprechenden Verhaltensänderungen auf allen Ebenen – Individuen, Gruppen, Staaten – nicht ernsthafter angegangen werden, solange werden uns weiter Katastrophen begleiten, die (noch) nicht uns, sondern die Ärmsten der Armen betreffen, die für das Eintreten dieser Katastrophen am wenigsten verantwortlich sind. Wir können es uns schlicht nicht mehr leisten, diese Katastrophen weiter zu unterschätzen und zu verdrängen

 

Vertreibung und Migration sollten als ein Signal verstanden werden, endlich die Bekämpfung des Klimawandels ernst zu nehmen, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zügig umzusetzen und den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern zu forcieren.

Das betrifft sowohl internationale Entscheidungsträger_innen als auch uns als Büger_innen in Deutschland. Wir können handeln, indem wir öffentlich die Debatte um Klima und Migration benennen und erweitern, Druck auf die Politik ausüben und unseren eigenen Alltag klimafreundlicher gestalten.

 

Eine ausführlichere Version dieses Textes mitsamt relevanter Literatur findet ihr unter: 

https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20170524-greenpeace-studie-klimawandel-migration-deutsch.pdf