Der Kiwi - Neuseelands gefiedertes Nationalsymbol braucht strengen Schutz

Fünf Arten der hühnergroßen, nachtaktiven Laufvögel sind inzwischen bekannt - es gibt außerdem mehrere Unterarten der interessanten, flugunfähigen Schnepfenstrauße.

Der bekannteste unter den "gefiederten Neuseeländern" ist sicher der Kiwi, auch Schnepfenstrauß genannt. Er ist das Nationalsymbol Neuseelands, und nach ihm nennen sich auch die heutigen Einwohner des Landes "Kiwis".

Diese kleinen flugunfähigen Vögel, etwa so groß wie Haushühner, gehören zur Tierordnung der Laufvögel und sind daher mit afrikanischen Straußen, südamerikanischen Nandus sowie den australischen Emus und Kasuaren verwandt. Die Kiwis stellen eine eigene nur in Neuseeland verbreitete Laufvogelfamilie dar.

 

Vor nicht allzu langer Zeit waren Wissenschaftler noch der Meinung, dass es nur 2 Kiwi-Arten gibt: den Streifenkiwi und den Fleckenkiwi. Da seit einigen Jahren DNA-Analysen möglich sind, hat man herausgefunden, dass es sich offensichtlich um 5 verschiedene Arten handelt.

1. den Zwergkiwi oder Kleinen Fleckenkiwi (Apteryx owenii), englischer Name "Little Spotted Kiwi", in der Maori-Sprache "Kiwi pukupuku". Heute ist diese Art überwiegend auf einigen kleinen Inseln vor der Nordostküste der Nordinsel sowie zwischen Nord- und Südinsel verbreitet, wo sie vor eingeführten Raubtieren sicher sind. Es gibt nur noch etwas über 1.000 Zwergkiwis.

2. den Haastkiwi oder Großen Fleckenkiwi (Apteryx haastii), Great Spotted Kiwi oder Roroa; vermutlich existiert noch ein Bestand von etwa 20.000 Tieren. Die Art kommt nur im Nordwesten der Südinsel vor.

3. den Nördlicher Streifenkiwi (Apteryx mantelli) wird North Island Brown Kiwi genannt; es gibt noch etwa 35.000 Tiere in einigen Schutzgebieten auf der Nordinsel.

4. den Okarito-Streifenkiwi (Apteryx rowii), Rowi oder Okarito Brown Kiwi; wahrscheinlich gibt es nur noch etwa 250 Vögel in der Okarito-Region der Südinsel, die Art ist daher akut vom Aussterben bedroht.

5. den Südlichen Streifenkiwi (Apteryx australis) oder Southern Tokoeka; diese Art kommt im Süden der Südinsel sowie auf Stewart-Island vor. Es soll noch etwa 34.000 Southern Tokoekas geben.

Manche Zoologen vertreten die Meinung, dass es nicht drei Streifenkiwi-Arten gibt, sondern nur eine einzige Art, welche drei Unterarten herausgebildet hat.



Wie auch immer, für die nachtaktiven kleinen Laufvögel selbst ist ihre wissenschaftliche Systematik unwichtig. Dagegen ist es von großer Bedeutung, dass sie unter Schutz gestellt sind, ihr Lebensraum nicht durch menschlichen Einfluss noch weiter verkleinert wird und sie vor Beutegreifern wie Ratten, Hunden, Füchsen und Mardern geschützt werden.



Durch ihre nächtliche Lebensweise sind Kiwis nur äußerst selten zu sehen. Auch viele Neuseeländer haben ihren Nationalvogel noch nie zu Gesicht bekommen, zumindest nicht in freier Natur. Daher hat man in Neuseeland an mehreren Orten sogenannte Kiwi-Häuser eingerichtet. Dort sind die kleinen Schnepfensträuße unter naturnahen Bedingungen zu beobachten, allerdings nur für einige Stunden am Tag.

 

Lebensweise von Kiwis

Ihren Namen haben die Vögel vom schrillen Ruf des Männchens bekommen, dass sich wie "kiwiii-kiwiiii" anhört. Die Weibchen dagegen geben eher dumpf klingende Rufe von sich. Kiwis sind sehr ungewöhnliche Vögel. Nicht nur, dass sie eine für Vögel ziemlich niedrige Körpertemperatur von 38° haben, ihr Federkleid wirkt eher wie das Fell von Säugetieren. Ungewöhnlich für Vögel ist ihr sehr guter Geruchssinn, der für ihre Nahrungssuche nachts im Wald sehr wichtig ist.



Kiwis stochern mit ihrem langen Schnabel in möglichst lockerem, feuchtem und humusreichem Waldboden nach Erdwürmern, Schnecken, Tausendfüßlern und Insektenlarven, zusätzlich gehen sie auch an Früchte und Insekten. Die kleinen Schnepfenstrauße verbringen bis zu 20 Stunden am Tag schlafend in einer Höhle oder einem anderen Versteck. Nachts gehen sie auf Nahrungssuche, wobei jeder Kiwi einzeln für sich auf die Suche geht und sich Kiwi-Ehepaare durch Zurufe verständigen. Meist sind diese nächtlichen Laute das einzige Anzeichen, mit denen aufmerksame Beobachter die Anwesenheit von Kiwis feststellen können. Die nächtlichen Rufe sind oftmals über mehrere Kilometer zu Hören und dienen nicht nur der Verständigung zwischen Kiwi-Hahn und Henne, sondern auch der Revierabgrenzung gegen andere Kiwis.

Wenn es in der Zeit von August bis Oktober Frühling wird in Neuseeland, beginnt bei den Kiwis die Zeit der Fortpflanzung. Henne und Hahn vollführen Paarungsspiele, bei dem die kleinen Vögel herumtollen, sich gegenseitig jagen und dabei regelrechte Luftsprünge machen. Tagsüber verstecken sie sich in ihren Höhlen. Für ihre Jungen bauen sie keine Nester - stattdessen suchen sie nach einer Bruthöhle, die das Kiwi-Männchen mit Moos und Gras auspolstert. Das Weibchen legt nach der Paarung ein, im Verhältnis zu seiner Körpergröße, relativ großes Ei. Manchmal legt es auch zwei Eier, nur sehr selten sind es drei. Erstaunlicherweise wird nun die Brutpflege und Aufzucht der Küken weitgehend vom Hahn übernommen. 

Beim Haastkiwi brüten Männchen und Weibchen abwechselnd. Die Henne schläft in einem anderen Versteck, während der Hahn in der Höhle brütet. Wenn das Männchen nachts den Bau verlässt, um auf Nahrungssuche zu gehen, übernimmt das Weibchen vorübergehend die Brut. Als Nestflüchter können die kleinen Kiwis bereits nach einigen Tagen die schützende Höhle verlassen und dem Vater nachts bei der Nahrungssuche folgen.



Bemerkenswert ist, dass ein Kiwi-Paar ein Leben lang zusammen bleibt. Erst nach dem Tod eines Partners sind sie eventuell wieder für eine neue Partnerschaft bereit. Kiwis können ein Alter von 30 Jahren erreichen. 

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