Petition für regelmäßige autofreie Sonntage auf dem Innenstadtring

Erik Butter
Erik Butter Greenpeace Ortsgruppe • 16 November 2021
in der Gruppe Greenpeace Leipzig
Eine Demonstration läuft über den Roßplatz in Leipzig.

Zwischenerfolg! Der Stadtrat hat die Petition (in leicht abgeschwächter Form) angenommen. -> mehr dazu https://www.l-iz.de/politik/brennpunkt/2022/11/autofreie-sonntage-verwaltung-stimmt-greenpeace-petition-vorsichtig-zu-486545

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Der Leipziger Promenadenring (Innenstadtring) soll wieder seinem Namen gerecht werden und dazu einladen, dass man gerne und in Ruhe dort spazieren gehen kann. Im Moment stören jedoch Lärm und Abgase der Autos auf dem Ring. Um den Leipzigern zu veranschaulichen, wie man die Lebensqualität vor Ort steigern kann, sehen wir autofreie Sonntage als ein passendes Mittel an.

Der Leipziger Innenstadtring stellt nicht nur eine Umfahrung der Innenstadt dar, sondern quer dazu auch das Bindeglied zwischen Innenstadt und den anderen Stadtteilen. Im Moment ist er jedoch eher eine Grenze. Dies wird deutlich, wenn die Stadt vom sogenannten „Sprung über den Ring“ spricht, wenn es darum geht, die Gebiete innerhalb des Promenadenrings mit den Gebieten in direkter Umgebung zu verbinden. In der Tat braucht es oftmals einen großen Sprung, die vielspurigen Straßen des Rings in nur einer Ampelphase zu überqueren. Dabei kommt der Name Promenadenring nicht von ungefähr. Er leitet sich davon ab, dass einmal eine große zusammenhängende Parkanlage die Innenstadt umschlossen hat. Damit war es möglich, im gemütlichen Spaziergang das schlagende Herz Leipzigs zu umrunden.

Durch das Primat der „autogerechten Stadt“ aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde  diese Lebensqualität jedoch durch Beton und Bitumen ersetzt, nur um Raum für Blechkarren zu schaffen, die in letzter Zeit immer bulliger werden. Damit gehen mindestens zwei Probleme einher, die sich zum Teil auch gegenseitig bedingen. Zunächst ruft ein mehr an Raum für eine Verkehrsart, hier den motorisierten Individualverkehr, eine Erhöhung der Nachfrage nach dieser Verkehrsart hervor. Der vielspurig ausgebaute Innenstadtring zieht also Autos nahezu genauso an, wie seine Laternen die Motten. Wobei dies schon ein Problem andeutet, auf das ich später noch hinweisen will. Da dieses Prinzip, induced demand genannt, allerdings für alle Verkehrsarten gilt, lässt es sich auch umkehren.

Das zweite Problem folgt aus dem ersten. Da die Menschen an das Auto gewöhnt wurden, wurde es selbstverständlich, an Orte zu fahren. Dies begünstigte einerseits eine Suburbanisierung, die den Aufbau und Betrieb eines kosteneffizienten, flächendeckenden öffentlichen Nahverkehr erschwert und andererseits die Entstehung von Einkaufszentren auf der grünen Wiese. Und hier ist der Punkt erreicht, an dem die Innenstadt stirbt, denn sie zeigt nur noch eine geringe Lebensqualität, Autos und die damit verbundenen Gefahren (Lärm, Luftschadstoffe, Unfallgefahr) stören den entspannten Einkaufsbummel oder Cafébesuch.

Mit der autoarmen Innenstadt in den 1990ern ist Leipzig bereits einen ersten Schritt gegangen, heute sehen wir eine mit Menschen belebte Innenstadt. Aber sie trifft an eine Grenze, dort wo im Mittelalter die Stadtmauer stand, die Leipzig von seinen Vororten trennte, nur an bestimmten Stellen und zu bestimmten Zeiten das Passieren ermöglichte. Die Stadtmauer wurde nun aber eingerissen, um an ihrer Stelle eine zusammenhängende Parkanlage zu schaffen, die allen und jederzeit den „Gang in die Stadt“ ermöglichte. Die neue Mauer ist die vielspurige Straße, ihre Tore sind die Ampeln. Lasst uns diese „Mauer“ einreißen und den Promenadenring so zu gestalten, dass er seinen Namen verdient.

Die Umgestaltung des Innenstadtrings kann daher ein großer Sprung für Leipzig sein, der es den Menschen ermöglicht, die Innenstadt wieder in kleinen, gemütlichen Schritten zu erreichen.

Wir fordern die Stadtverwaltung daher auf:

1. Auf dem Innenstadtring sollen mit zunehmender Häufigkeit regelmäßig autofreie Sonntage veranstaltet werden.

Beschlussvorschlag: Der Oberbürgermeister wird aufgefordert, zu prüfen, wie mit zunehmender Häufigkeit (z.B. einer in 2022 und 2023, halbjährlich in 2024, quartalsweise in 2025 ff.) regelmäßige autofreie Sonntage auf dem Innenstadtring durchgeführt werden können. Ein darauf basierendes Konzept zur Ermöglichung solcher autofreier Sonntage wird dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt.

2. Dabei sollen alternative Nutzungen für den Innenstadtring erarbeitet und ausprobiert werden.

Beschlussvorschlag: Der Oberbürgermeister wird aufgefordert, zu prüfen, wie die Fahrbahnen für Kraftfahrzeuge des Promenadenrings, insbesondere an autofreien Sonntagen oder in Zusammenhang mit Baumaßnahmen, die zu einer (abschnittsweisen) Sperrung des Innenstadtrings führen, für Ausstellungen, Messen, Sportveranstaltungen o.ä. genutzt werden. Diese Nutzungen werden im oben genannten Konzept nach Dialogen mit den betreffenden Akteuren der Zivilgesellschaft festgelegt.

3. Langfristig soll der Autoverkehr auf dem Innenstadtring so weit reduziert werden, dass der Verkehrsraum zugunsten von Parkanlagen und shared-space-Lösungen umgestaltet werden kann.

Beschlussvorschlag: Der Oberbürgermeister wird aufgefordert, kurz- und mittelfristige Maßnahmen zu prüfen, mit denen die Anzahl der Kraftfahrzeuge im motorisierten Individualverkehr und im nicht-lokalen Frachtverkehr auf dem Innenstadtring soweit reduziert werden kann, dass eine Umwandlung der Fahrbahnen desselben in Grünanlagen und Erholungsflächen sowie die gemeinsame Führung aller verbleibenden Verkehrsarten auf einer Fahrbahn mit je einem Richtungsfahrstreifen (zB als Fahrradstraße) neben einem separaten Gleisbett für die Straßenbahn und einer Ausweitung der Fuß- und Radwege in einer parkartigen Anlage möglich ist.Der Oberbürgermeister wird aufgefordert, die Umwandlung der Fahrbahnen nach den oben genannten Kriterien, auch nach Kriterien der Steigerung der Aufenthaltsqualität, des Klimaschutzes und der stadtklimatischen Bedingungen zu prüfen und dem Stadtrat ein entsprechendes Konzept zur Beschlussfassung vorzulegen.