Materialien zum nationalen Waldgipfel am 25.9.

Melanie  Manegold
Melanie Manegold Greenpeace e.V. • 24 September 2019
in der Gruppe Themengruppe Wald

Guten Abend in die Runde,

morgen ist der von MB Klöckner initiierte nationale Waldgipfel, zu dem auch Greenpeace eingeladen ist. In Vorbereitung dieses Gipfels haben wir verschiedene Materialien zusammengestellt, die ich hier mit euch teilen möchte.

Auf unserer Webseite findet ihr einen Artikel, der kurz und knackig zusammenfasst, warum wir nicht glauben, dass der von Frau Klöckner propagierte Weg der Richtige ist, um unsere Wälder für die Zukunft zu  rüsten.

Etwas detaillierter und ausgearbeiteter findet ihr unsere Vision in unserer Kurzexpertise "Wege aus der Waldkrise - Vom Forst zum natürlichen Klimaregler".

Und bitte lest auf jeden Fall unser Interview mit Peter Wohlleben. Ich mag besonders sein "Massenbaumhaltung". :)

Im Vorfeld des Gipfels morgen haben wir heute schon mal einen Erwartungskommentar rausgegeben.

Kommentar

Hamburg 24. September 2019 – Um Maßnahmen gegen das klimabedingte
Waldsterben zu beschließen, hat Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner
(CDU) zu einem nationalen Waldgipfel morgen in Berlin eingeladen. Damit
Waldeigentümer und die Forstwirtschaft  Waldschäden durch Dürre und
Schädlinge beseitigen und die Wiederaufforstung vorantreiben, hat Klöckner
bereits staatliche Finanzhilfen in Höhe von 500 Millionen Euro in Aussicht
gestellt. Das Geld soll aus dem Klimafonds der Bundesregierung kommen. Es
kommentiert Greenpeace-Waldexperte Christoph Thies:

„Wenn wir den Wald als wichtigsten CO2-Speicher in Deutschland erhalten
wollen, darf die Forstwirtschaft die folgenschweren Fehler der
Vergangenheit nicht wiederholen. Statt weiter auf intensive Holzwirtschaft
mit künstlichen Forsten zu setzen, brauchen wir widerstandsfähige,
naturnahe Wälder. Doch Ministerin Klöckner will eine Wiederaufforstung mit
Millionen aus dem Klimafonds unterstützen. Das dient weniger dem
Klimaschutz, sondern hilft vor allem den Waldeigentümern, ihren
selbstverschärften finanziellen Schaden gering zu halten.

Wir müssen endlich mit der Natur statt weiter gegen die Natur arbeiten, um
unsere Wälder langfristig zu schützen. Ein naturnah genutzter Wald
verjüngt sich selbst und passt sich mit seiner Gemeinschaft von heimischen
Bäumen, Tieren und Pilzen dynamisch an die Klimakrise an. Wenn Ministerin
Klöckner jetzt mit staatlicher Förderung die schwindenden
Fichten-Monokulturen lediglich durch Baumplantagen mit drei oder vier
Baumarten ersetzen lässt, entsteht daraus kein naturnaher stabiler Wald.
Die Gefahr weiterer Schäden ist groß. Verlieren wir aber unsere Wälder,
dann verlieren wir auch den Kampf gegen die Klimakrise und das
Artensterben.“

Und ebenfalls zur Vorbereitung für morgen gab es heute eine gemeinsame Verbände-Presseerklärung:

Nationaler Waldgipfel

Waldkrise durch Klimakrise: Umweltorganisationen fordern ökologische Waldwende

Berlin, 24.09.2019: Anlässlich des für Mittwoch von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner einberufenen „Nationalen Waldgipfels“ drängen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Deutscher Naturschutzring (DNR), Forum Umwelt und Entwicklung, Greenpeace, Naturschutzbund Deutschland (NABU), Robin Wood und WWF Deutschland auf eine ökologische Wende in der deutschen Waldpolitik. Die Umweltorganisationen fordern, die Bekämpfung der Klimakrise und den Schutz der Wälder ins Zentrum der Anstrengungen zu stellen. Es gelte, endlich konsequentere und wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen und gleichzeitig alles zu tun, um den Wald in seinen überlebenswichtigen Funktionen als Kohlenstoff-Speicher, Lebensraum oder Trinkwasserproduzenten zu erhalten. Nur mit effektivem Klimaschutz und einer schonenden, ökologisch verträglichen Waldwirtschaft hätten die Wälder in Deutschland eine Chance, den bereits jetzt häufiger auftretenden Klimaextremen zu trotzen, so die Umweltorganisationen.

Zusätzlich zur Klimakrise sei die aktuelle Waldkrise die Folge einer Politik, die den Wald über Jahrzehnte vor allem als Holzacker behandelt hat. Der Wald sei jedoch nicht nur Rohstoffquelle, sondern vor allem ein wertvolles Ökosystem, Lebensraum für viele Tiere, Pflanzen und Pilze sowie ein natürlicher Verbündeter im Kampf gegen die Erderhitzung, mahnen die Organisationen. „Die Wälder sind von Trockenheit und Hitze bereits so geschwächt, dass selbst einige Laubwälder absterben. Daher müssen wir jetzt dringend ökologische Mindeststandards für eine schonendere Waldwirtschaft im Bundeswaldgesetz festschreiben. Dazu gehören beispielsweise der Verzicht auf eine intensive Holznutzung, der Waldbodenschutz, ausreichend Biotopbäume und starkes Totholz sowie der Verzicht auf Pestizide. Zudem gilt es, insbesondere im öffentlichen Wald mindestens zehn Prozent der Fläche den Wald wieder seiner natürlichen Entwicklung zu überlassen, frei von forstlichen Eingriffen“, so die Umweltorganisationen in ihrer gemeinsamen Einschätzung.

Laubwälder sind reich an Biodiversität, erhöhen den Grundwasserspiegel, sorgen für ein kühleres Waldklima und beugen so auch Bränden vor. Der dringend notwendige Umbau weg von naturfernen, anfälligen Nadelforsten hin zu naturnahen Laubmischwäldern gehe jedoch viel zu langsam voran. Hier müsse massiv nachgelegt werden, dabei dürften aus Naturschutzgründen nur heimische Baumarten gepflanzt werden. Enormen Handlungsbedarf sehen die Organisationen hier im Bereich der Jagd: Die Bundesregierung müsse endlich die lange überfällige Reform des Jagdrechts in Angriff nehmen, indem das Prinzip eines waldfreundlichen Wildtiermanagements festgeschrieben wird. Andernfalls würden junge Laubbäume sofort wieder von Rehen abgefressen. In geschädigten Fichtenforsten dürfe nur das zur Bekämpfung des Borkenkäfers unbedingt notwendige Holz entnommen werden. Wo immer möglich, solle das entstehende Totholz erhalten bleiben, da es Kohlenstoff bindet, Nährstoffe bereithält und die Auswirkung von Klimaextremen abmildern kann.

Von Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner erwarten die Umweltschützerinnen und Umweltschützer, ihre Hausaufgaben beim Klimaschutz im Agrarsektor zu machen sowie sämtliche geplanten Investitionen auf ihren Beitrag zum Gemeinwohl und zum Schutz der Wälder zu prüfen. Private und kommunale Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer bräuchten Unterstützung. Öffentliches Geld dürfe aber nur fließen, wenn es der Stärkung des Waldökosystems diene, wie einer naturverträglichen Waldwirtschaft, dem Waldumbau, der ökologischen Wiederbewaldung und der dauerhaften Ausweisung von Naturwäldern. Eine Subventionierung der Forstwirtschaft, die den Status quo erhält und auf eine Maximierung des Holzertrags hinwirkt, dürfe es nicht geben.

Kritisch sehen die Umweltschützerinnen und Umweltschützer deshalb das angekündigte Aufforstungsprogramm: Für den flächigen Anbau von Fichten, Kiefern oder schnellwachsenden Forstgehölzen anderer Kontinente wie Douglasie, Küstentanne, Japanische Lärche oder Roteiche dürfe kein Steuergeld fließen, ebenso wenig für den Zaunbau oder anderer Schutzmaßnahmen gegen Wildverbiss. Das Fördergeld solle primär für Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushaltes wie den Verschluss von Entwässerungsgräben, die Wiedervernässung von Waldmooren, die Unterstützung der Naturverjüngung auf Schadflächen und der Totholzmehrung verwendet werden.

Zudem müsse die energetische Nutzung von Holz beschränkt werden, stattdessen solle die langfristige stoffliche Nutzung von Laubholz im Vordergrund stehen. Derzeit werde ein Großteil des Laubholzes verbrannt und lande in Einwegartikeln aus Papierverbundstoffen, was im Hinblick auf den Klimaschutz vollkommen kontraproduktiv sei, da der gebundene Kohlenstoff sofort wieder in die Atmosphäre freigesetzt wird.

LG in die Runde und viel Spaß beim schmökern

Melanie

Dateien