Seit dem 1. Juli hat Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft übernommen. In diesem Zuge wird die EU über ihren Finanzrahmen bis 2027 und die Aufbaugelder gegen die durch die Corona-Pandemie verursachte Wirtschaftskrise entscheiden. Die Bundesregierung will die Ziele des europäischen „Green Deal“ zum Maßstab nehmen, die deutlich mehr Klima- und Umweltschutz in Europa anstreben. Außerdem soll das vor einem Jahr ausgehandelte EU-Mercosur-Freihandelsabkommen mit Brasilien und den weiteren südamerikanischen Mercosur-Staaten finalisiert werden. Mit diesem Hintergrund ein Kommentar von Stefan Krug, Leiter Politik bei Greenpeace Deutschland: 

Wenn unter deutscher Präsidentschaft ein milliardenschweres Finanzpaket für Europa geschnürt wird, darf es darin kein Geld für Gestern mehr geben. Im Europa nach Corona dürfen öffentliche Gelder nicht in Ölbohrungen oder Kohlekraftwerke, in Massentierhaltung oder Monokulturen, in Geländewagen oder Holzplantagen fließen.  Denn parallel schreiten mit der Erderhitzung und dem stillen Verschwinden der Arten zwei Krisen historischen Ausmaßes ungebremst voran. Die Gelder gegen die Corona-Krise müssen uns auch vor der Klima- und Artenvielfaltskrise schützen.

Dafür muss auch Europas Handelspolitik völlig neu gestaltet werden. Die EU darf die teils verheerenden Folgen ihrer Handelspolitik in ärmeren Ländern nicht länger ausblenden. Berlin drängt auf den Abschluss des umstrittenen EU-Mercosur Abkommens, das den globalen Klimaschutz torpedieren würde. Europa braucht weder mehr Rindfleisch noch Soja aus Waldzerstörung, und Südamerika braucht weder deutsche Pestizide noch Benzin- und Dieselautos. In Brasilien regiert ein rechtsradikaler Präsident, der den Klimawandel leugnet, Umweltgesetze abschafft und den Amazonas-Regenwald zum Abholzen freigibt. Die EU-Ratspräsidentschaft muss sich für eine Handelspolitik einsetzen, die Frieden fördert und die Ausbeutung von Mensch und Natur im Sinne des europäischen Green Deals bekämpft."