Bergwaldprojekt #Aufbäumen

Verena Gensler
Verena Gensler Greenpeace Ortsgruppe • 30 Mai 2017
in der Gruppe Greenpeace Augsburg

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Der Klimawandel muss gebremst werden. Wir brauchen wieder mehr Artenvielfalt in unseren Wäldern. Der alltägliche Konsumwahn und die fehlende Verbindung zur Natur machen viele Menschen unglücklich.

Eigentlich klar. Aber was kann man denn jetzt tun? Wie kann ich mit meinen bescheidenen Fähigkeiten und Mitteln hier etwas bewegen – mehr als nur darüber zu reden?

Ok, ich gebe zu, ganz so tiefschürfende Fragen habe ich mir nicht gestellt, bevor ich mich für die integrative Woche des Bergwaldprojekts e. V. im Nationalpark Harz angemeldet habe. Ich habe einfach einen ansprechenden Flyer im Werkraum in Augsburg liegen sehen und dachte mir: klingt gut, warum nicht? Dann noch schnell aus dem umfangreichen Angebot an Projektwochen auf der Homepage die integrative Woche im Nationalpark Harz ausgesucht und los ging`s.

Einsatz für Schutz, Erhalt und die Pflege des Waldes seit 1991

Gegründet wurde das Bergwaldprojekt als Sonderprojekt von Greenpeace in Deutschland; die ersten Projekte fanden jedoch  in der Schweiz statt. Später entwickelten sich hieraus die Schweizer Stiftung und der deutsche Verein Bergwaldprojekt e. V. Inzwischen bietet der  Bergwaldprojekt e. V.  jährlich 86 Projektwochen für Erwachsene in ganz Deutschland an. Dazu kommen noch Corporate-Volunteer-Tage (Projekte für Firmen), Familienprojekte, Waldschulen in Kooperation mit Bildungseinrichtungen sowie integrative Wochen u.v.m.  Finanziert wird die Arbeit des Vereins hauptsächlich durch Spenden und Zahlungen der Forstbetriebe für durchgeführte Projekte.

Aber die Aufgabe des Bergwaldprojektes besteht nicht nur darin mit Freiwilligen Arbeiten zum Schutz, Erhalt und zur Pflege des Waldes durchzuführen. Die Idee geht viel weiter: man will die Menschen mit der Natur in Kontakt bringen, um verständlich und erfahrbar zu machen, dass wir abhängig von den natürlichen Lebensgrundlagen sind und uns deshalb um deren Schutz und Erhalt kümmern sollten. Die Auswirkungen des eigenen Handelns werden so begreifbar. Im besten Fall ändern die Menschen so ihr eigenes Verhalten, wodurch der Natur weniger Schaden zugefügt wird.

Tag 1 – Was hab ich mir nur angetan?

Dass aktiver Naturschutz hier nicht nur eine Floskel ist, zeigte sich schon am Tag 1 der Projektwoche. Pflanztag. Jonathan, unser Projektleiter, erklärt uns, um was es geht: Dreiviertel der Fläche des Nationalparks Harz sollen bis 2022 zur Naturdynamikzone gehören, sich also ohne Eingriffe des Menschen entwickeln können. Bis dahin hat man u. a. Zeit, der Natur noch etwas unter die Arme zu greifen. In eine Fichtenmonokultur, die bisher als Wirtschaftswald genutzt wurde, pflanzen wir standorttypische Buchen. Im Gegensatz zur Fichte, die künstlich eingebracht worden und anfällig für Stürme und Schädlinge ist, ist die Buche hier die heimische Baumart. Ziel ist ein gesunder Wald, der Schädlingen und Umwelteinflüssen standhalten kann.

Bewaffnet mit Wiedehopfhaue und zwei Jahre alten Buchenpflanzen strömen wir aus. Dank hilfreicher Korrekturen durch Betreuer und Nationalpark-Ranger fühlt man sich auch zunehmend kompetenter beim Löcher Graben. Und mit der reichhaltigen und super leckeren  Rundumversorgung durch unsere Köchin und gutem Wetter bleibt die Stimmung trotz anstrengender Arbeit super.

Am Abend hatte ich den schlimmsten Muskelkater meines Lebens. Das war wohl absehbar bei Bürojob und Sportmuffelei. Eifrig machen Schmerzcremes und Bandagen die Runde, trotzdem war ich mir absolut sicher, dass ich unmöglich am nächsten Tag wieder eine Wiedehopfhaue schwingen kann.

Umso stolzer bin ich, dass es am nächsten Tag doch geht. Für den Rest der Woche erwarteten uns weniger kräftezehrende Arbeiten und wir konnten bei herrlichem Sonnenschein die Natur um uns genießen. In den folgenden Tagen stellten wir einen kleinen Bachlauf von Fichten frei und stauten ihn leicht, um ein kleines Biotop entstehen zu lassen. Entlang pflanzten wir Schwarzerlen und schälten die Rinde von den gefällten Fichten, damit der Borkenkäfer sich nicht leicht ansiedeln kann. Die Stämme bleiben als Totholz im Wald liegen und können so von Tieren und Pflanzen als Lebensraum genutzt werden. Einzelschützer und ein reparierter Zaun bewahren nun auch junge Laubbäume vom Geschältwerden durch das Wild. Es tut wirklich gut zu sehen, was man in einer Woche als Gruppe alles schaffen kann.

Unterschiedlichste Menschen wachsen als Gruppe zusammen

Untergebracht waren wir in einer geräumigen Hütte außerhalb von St. Andreasberg, mit fließend Wasser, Strom und Mehrbettzimmern. Viel komfortabler als ich angenommen hatte. Nach einer Woche geteilter Arbeit, gemeinsamen Schlemmens und einiger Lagerfeuerrunden waren wir eine eingeschworene Gruppe von Menschen, die bunt gemischt in Alter und Lebensentwürfen problemlos zusammen gewachsen ist. Die Projektwoche war als integrative Woche konzipiert, weshalb vier Menschen mit Behinderung teilnehmen konnten, wodurch unsere Gruppe noch bunter wurde.

Umso schwerer fiel der Abschied am Ende der Woche. Wieder in den Alltag zu finden ist hart nach einer Woche sinngefüllter Waldarbeit; aber auf jeden Fall ist klar: Bergwaldprojekt – unbedingt wieder!

Interesse? Der Bergwaldprojekt e. V. bietet deutschlandweit Freiwilligenprojekte an. Einfach unter www.bergwaldprojekt.de informieren. Dort kann man natürlich auch Fördermitglied werden, um die Arbeit des Bergwaldprojekt e. V. weiter zu unterstützen.

Verena, 26, ist seit zwei Jahren bei Greenpeace Augsburg aktiv. Sie nahm teil am Projekt 13D im Nationalpark Harz (07.05. - 13.05.2017).

 

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