Waldschutz in Europa und Einwegkartons

Timo Dreher
Timo Dreher Greenpeace e.V. • 4 November 2022
in der Gruppe Themengruppe Konsumwende

Wie hängen die Abholzung von Wäldern und Einwegkartons, d.h. (Über-)Konsum zusammen?

 

Das Waldwende-Team hat heute, am 04.11. in Lübeck eine Aktion gegen den Import von Papier aus finnischen Kahlschlägen durchgeführt. Dort und im restlichen Europa werden die letzten Urwälder gerodet, um zum Teil als Frischfasern in Einwegkartons zu enden. Am 09.11. verhandelt die EU über ein Gesetz, welche europäische Wälder endlich wirksam schützen könnte. Für den vollen Hintergrund, die Zusammenhänge und wer sich gegen ein solches Gesetz stemmt, findet ihr im Folgenden die offizielle Presseerklärung des Waldwende-Teams:

 

 

Pressemitteilung vom 04. November 2022

Verpackungsmüll statt Waldschutz
Finnische Kahlschläge treiben Erderhitzung an


Lübeck, 04. 11. 2022 –  Gegen die Zerstörung der letzten europäischen Urwälder und für ein lückenloses EU-Gesetz zum weltweiten Waldschutz demonstrieren 33 Greenpeace-Aktive heute mit drei Schlauchbooten im Lübecker Hafen. Am Terminal Schlutup sind Aktivist:innen aus sieben Ländern auf das Schiff “Thuleland” geklettert und haben dort ein 18 x 3,5 Meter großes Banner mit dem Slogan “European Ministers, protect our forests” gehisst. Gleichzeitig protestieren 14 Menschen vor der Laderampe. Die Papierrollen, die das Schiff transportiert, konnten bisher nicht vollständig entladen werden.

Kahlschläge in Finnland für Einwegverpackungen in Deutschland
Der Frachter liefert regelmäßig Papierprodukte aus nordischen Ländern, die auch durch die Abholzung ökologisch wertvoller Wälder gewonnen werden. Das zeigt, dass es dringend bessere politische Rahmensetzungen braucht, die verhindern, dass Produkte aus der Zerstörung und Schädigung von Wäldern auf den EU-Binnenmarkt gelangen.
Am 09. November verhandeln die EU-Mitgliedstaaten mit EU-Parlament und EU-Kommission erneut über den finalen Text eines Gesetzes, das Wälder besser schützen soll. Gegen ein ambitioniertes Gesetz sträubt sich insbesondere die finnische Regierung. “Unsere zuständigen deutschen Minister:innen Lemke und Özdemir müssen sich jetzt für eine ambitionierte Verordnung stark machen. In Deutschland, aber auch in ganz Europa, müssen gesunde Wälder über den Interessen der europäischen Holzlobby stehen,” so Gesche Jürgens, Waldexpertin von Greenpeace.
“Auch in Europa werden riesige Waldflächen kahl geschlagen, insbesondere in Finnland”, erklärt Matti Liimatainen, Waldexperte von Greenpeace Finnland. “Das Holz wird dann zu Papier und Zellstoff weiterverarbeitet, woraus auch kurzlebige Wegwerf-Produkte wie Verpackungen entstehen.”

Greenpeace Recherche zeigt: Auch Urwälder betroffen
Eine Analyse der Lieferketten des großen finnischen Forstunternehmens Metsä Group durch Greenpeace Finnland zeigt außerdem, dass auch in finnischen Urwäldern eingeschlagen wird. Am Ende kann also auch Holz aus Urwäldern, deren Anteil an der Waldfläche in der EU inzwischen unter drei Prozent liegt, als Verpackungen in europäischen Supermarktregalen oder als Paket bei der Post landen. Die Metsä Group macht den größten Umsatz in Finnland und Deutschland, ihre Papierprodukte werden regelmäßig im Lübecker Hafen umgeschlagen.
Beliefert hat Metsä hierzulande auch die STI Group und die IGEPA Group. Sie verarbeiten die Zellstoffprodukte unter anderem zu Verpackungen.

Die Metsä Group will zudem weiter expandieren und plant die Vergrößerung einer Zellstoff-Fabrik im nordfinnischen Kemi. Dies erhöht den Druck auf die verbliebenen Wälder des Landes noch weiter. Schon jetzt wurde die Rolle der Wälder Finnlands als wichtiger Klimaschützer geschwächt. Durch den massiven Holzeinschlag in Finnland hat sich die Menge an CO2, die die Wälder aufnehmen, seit 2021 dramatisch verringert.

Miryam Nadkarni

Medienkoordinatorin Waldwende-Team