Anlass des Posts

Jährlich am 18.03. findet der Welt-Recycling-Tag statt. Eine perfekte Gelegenheit, unseren Forderungen Ausdruck zu verleihen: Das lineare-Einweg-Wegwerf-Modell mit Gewinnen auf Kosten der Umwelt muss abgeschafft und durch flächendeckende Mehrwegsysteme ersetzt werden. Dabei spielt Recycling eine entscheidende Rolle, um wertvolle Ressourcen im Kreislauf zu halten.

Angesichts des Ukraine-Kriegs haben wir uns dazu entschlossen, die Bedeutung unseres Ressourcenverbrauchs und damit auch die Wirkmacht von Kreislaufwirtschaft und Recycling in Bezug zu Russland aufzuzeigen.

Dafür haben wir viel für euch recherchiert und gerechnet. Konkret ging es uns darum, zu zeigen, wie viele Rohstoffe und auch Erdöl in gängigen Alltagsgegenständen zu finden sind und in welchem Verhältnis diese zur russischen Produktion/Export stehen. Im Folgenden haben wir euch einige Beispiele aufgelistet.

 

Handys

Alleine in Deutschland werden jährlich 20,4 Millionen neue Handys verkauft und das obwohl schätzungsweise 206 Millionen Handys ungenutzt in Schubladen herumliegen. Weltweit belaufen sich die jährlichen Verkäufe auf über 1,5 Milliarden.

Wir haben für euch gerechnet: Welche Menge an Rohstoffen steckt in ungenutzten Handys und könnte potenziell recycelt werden? Wie viele Rohstoffe müssten nicht neu produziert werden, wenn wir alle weltweit unser Handy 1 Jahr länger nutzen würden? Und welchen Anteil an russischer Produktion/Exporten würde dies ausmachen?

 

Hier seht ihr das Ergebnis:

 

Rohstoff

Menge in 1,5 Mrd. Handys

Anteil an weltweiten russischen Exporten

Menge in 206 Mio. Handys

Anteil an weltweiten russischen Exporten

Kobalt

9 670 Tonnen

153%

1 298 Tonnen

20,6%

Silber

468 Tonnen

86,5%

62,8 Tonnen

11,6%

Palladium

16,9 Tonnen

45%

2,3 Tonnen

6%

Gold

46 Tonnen

41,1%

6,2 Tonnen

5,5%

Nickel

3 377 Tonnen

5,6%

453,2 Tonnen

0,77%

Kupfer

25 328 Tonnen

4,3%

3 399 Tonnen

0,58%

Seltene Erden

92 Tonnen

3,4%

12,4 Tonnen

0,46%

Erdöl

6,97 Mrd. Liter*

2,7%

28,15 Mio. Liter**

0,09%

* Bezieht sich auf den gesamten für die Herstellung eines Handys Erdölbedarf (4,54l/Handy)

** Bezieht sich ausschließlich auf das im Plastik enthaltene Erdöl

 

Kleidung

Jede:r Deutsche kauft im Durchschnitt 60 neue Kleidungsstücke im Jahr, das sind rund 12 Kilogramm. Von diesen sind 60% aus synthetischen Fasern, zumeist Polyester. In unseren Klamotten stecken damit 7,2 Kilogramm Plastik. Rund 0,2 Liter Erdöl werden als Rohstoff für die Herstellung von 1 Kilogramm Polyester benötigt. Auf den gesamten deutschen jährlichen Konsum hochgerechnet werden somit 120 Millionen Liter Erdöl alleine als Rohstoff verwendet. Dies entspricht 0,38% der deutschen Erdölimporte aus Russland (31,26 Milliarden Liter). Und dazu kommen noch der Energieverbrauch für Herstellung und Transport.

 

Plastikverpackungen

2019 haben die deutschen Verbraucher:innen 39 Kilogramm Plastikmüll pro Kopf produziert. Und längst nicht alles wird wieder recycelt, wir sind also keine Recycling-, sondern vielmehr Müll-Weltmeister! Auf die gesamte Bevölkerung gerechnet ergibt sich somit ein Plastikmüll-Aufkommen von 3,2 Millionen Tonnen. Geht man durchschnittlich von 2,1 Litern Erdöl aus, welche für 1 Kilogramm PET aufgewendet werden müssen, so ergibt sich die gewaltige Menge von 6,7 Milliarden Litern Erdöl. Dies entspricht 21,5% der deutschen Erdölimporte aus Russland.

 

Was folgt daraus?

Die Beispiele zeigen, dass Rohstoffe und Erdöl für alle Konsumgüter, egal welcher Art, aufgewendet werden müssen. Mit dem Kauf solcher Rohstoffe unterstützen wir die Unterdrückung und die Kriege autokratischer Regierungen. Natürlich fließt nicht alles Öl aus Russland eins zu eins in deutsche Produkte, aber die Rechnungen zeigen eindrücklich, wie viele Rohstoffe eingespart werden können.

 

Was fordern wir?

Um die Abhängigkeit von autokratischen Regierungen zu verringern, sowie die Folgen unseres Konsums für Umwelt, Artenvielfalt und Klima zu verringern, fordert Greenpeace ambitionierte und schnelle Maßnahmen:

  • flächendeckende Mehrweg-Verpackungen als das neue Normal, dazu unsere Petition
  • Ein Recht auf Reparatur, um unnötigen Müll zu verhindern.
    • Dazu gehört auch ein Ökodesign, welches die Langlebigkeit, Wiederverwendung, Reparierbarkeit und die Möglichkeit zum Recycling beinhaltet. 
    • Die EU hat am 30.03.2022 weitreichende Erweiterung der Ökodesign-Richtlinie mit genau diesen Zielen vorgeschlagen. Diese gilt es nun als nationale Gesetze und Maßnahmen zu integrieren
    • Verbesserungspotential gibt es bei der Zerstörung von Neuwaren: Diese müssen nach EU-Vorschlag von Unternehmen transparent gemacht werden, sind jedoch noch nicht verboten
  • 10% an alternativen Angeboten in deutschen Innenstädten: Second Hand, leihen, selbermachen und reparieren statt Neukauf

 

Ihr habt Fragen zu unseren Berechnungen oder Anmerkungen? Dann schreibt sie direkt in die Kommentare!