Dienstag, der 24.8., stand im Zeichen eines großen gemeinsamen Ziels. Über 6.000 Mitglieder verschiedener indigener Gemeinschaften haben sich in Brasilia versammelt, um für ihr Recht auf ihr Land zu demonstrieren und ihre verfassungsmäßigen Rechte einzufordern. Mit Schildern markierten Indigene und Aktivist:innen den Ipê-Platz in Brasilia symbolisch als indigenes Land und protestierten damit gegen die Weigerung der Regierung, die indigenen Gebiete abzugrenzen. Mit Lichtern und Tausenden Kerzen erschienen die Menschen am Ende dieses intensiven Tages vor dem Obersten Gerichtshof zu einer nächtlichen Mahnwache und verkündeten dort erneut ihre Botschaft: „Brasilien – indigenes Land“.


Vor dem brasilianischen Bundesgerichtshofs sollte nämlich eigentlich an diesem Abend über die Zukunft der indigenen Gebiete in Brasilien entschieden werden. Es ging dabei um die Frage, ob die Indigenen Gemeinschaften ihr seit Jahrhunderten bewohntes und genutztes Land als geschütztes indigenes Land beanspruchen können, wenn sie es auch - so verlangt es die gierige industrielle Agrarlobby -  am 5. September 1988, dem Datum der Verabschiedung der aktuellen brasilianischen Verfassung, bewohnt haben. Aber dieser Beweis ist oft schwierig, denn viele Indigene sind zwischenzeitlich immer wieder brutal von ihrem Land vertrieben worden. Auch durchwandern sie gemäß ihrer Lebensweise als Jäger und Sammler regelmäßig große Waldgebiete. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Indigenen-Land deutlich auszuweisen und den Gemeinschaften dadurch den Schutz ihres Lebens, ihre kulturelle Selbstbestimmung und die Unversehrtheit der Wälder zu garantieren.

Das Camp „Kampf für das Leben“ (#LutapelaVida ) ist die bislang größte indigene Mobilisierung in der Geschichte Brasiliens gewesen. Über dieses temporäre größte indigene Dorf Brasiliens legt sich allerdings der Schatten eines weiteren Rekords: Denn die Abholzung des brasilianischen Amazonaswaldes hat den höchsten Stand seit 10 Jahren erreicht. Das berichtet die brasilianische Forschungseinrichtung Imazon, die den Wald seit 2008 mit Hilfe von Satellitenbildern beobachtet. Zwischen August 2020 und Juli 2021 verlor der Amazonas 10.476 Quadratkilometer, trotz internationaler Aufrufe zur Rettung des Regenwaldes in Brasilien. Zu befürchten ist auch, dass ein eventuelles EU-Mercosur-Abkommen die Ausbeutung des Amazonas nur noch mehr anheizen würde.

Das Gericht hat in der letzten Woche keine Entscheidung getroffen, sondern diese vertagt. Bis jetzt steht die Entscheidung noch aus - ich halte euch auf dem Laufenden.

Indigenen Proteste Brasilia