Dr. phil. Reinhard Stransfeld                                                                        Berlin, April 2022 [email protected]

 

Für eine Klimapolitik mit Perspektive

Abstrakt

Die öffentliche Diskussion und die Agenden der zum Thema aktiven NGO's - von FfF bis Greenpeace - fokussieren auf  CO2. Dabei machen CO2 + Co.  lediglich ein Viertel der Klimagase aus. Zudem wirken weitere Faktoren wie  verstärkte Energiezufuhr aufgrund des ausdünnenden Ozongürtels und des sich abschwächenden Erdmagnetfeldes auf die Temperaturentwicklung ein. Lösungsseitig wird die Illusion genährt, mit dem Ausbau von WKA und PV in Deutschland wäre  das Problem lösbar. Strom macht aber weniger als 20% des Gesamtenergiebedarfs aus!  Alle bisherigen Maßnahmen bleiben unterkritisch. Es muss umgedacht werden. Hier werden neue Denkansätze zur Diskussion gestellt.

Text

Der IPCC mahnt, dass in spätestens drei Jahren eine massive Anti-CO2-Politik greifen muss. Anderenfalls sei das 1,5-Grad Ziel nicht einzuhalten, mit massiven Folgen. Soviel kann als gesichert gelten: Eine nicht gebremste Erwärmung wird im schlimmsten Fall die Existenz unserer Gattung – und mehr – ernsthaft infrage stellen. Jedoch, ist die Fokussierung auf CO2 gerechtfertigt? An allen Klimagasen hat dieses Gas lediglich einen Anteil von gut 20 %. Davon wird wiederum ein Sechstel durch natürlich verursachte Waldbrände freigesetzt. Selbst unter Einbeziehung der durch den Menschen ausgelösten Emittierung von Methan beträgt der seitens menschlicher Hand beeinflussbare Teil der Klimagase etwa ein Viertel der Gesamtemissionen (zu zwei Drittel Wasserdampf aus Verdunstung). Wie hoch ist wohl die Wirksamkeit einer Konzentration auf CO2 einzuschätzen, wenn drei Viertel des Problems sich im Selbstlauf – oder, bezogen auf unsere Lage – im freien Fall befinden?

Im Übrigen bleiben weitere Faktoren der Erwärmung (neben den Klimagasen) faktisch unbeachtet. Es handelt sich zum einen um zusätzliche Einstrahlungen aufgrund des weiter ausdünnenden Ozongürtels sowie des sich abschwächenden Erdmagnetfeldes. Zum anderen schrumpfen weltweit in alarmierendem Umfang die oberflächennahen Grundwasserströme sowie Feuchtböden wie etwa Moore. In der Gesamtheit fungieren diese Gewässer als riesige Speicher, die der Atmosphäre Wärme entnehmen und bei Umkippen der Temperaturverhältnisse wieder abgeben. Dadurch werden Temperaturspitzen gebrochen. Und diese sind es, die die Probleme vor allem bereiten, nicht die durchschnittliche Temperatur als solche.

In diesem Kontext ist erwähnenswert, dass die Weltdurchschnittstemperatur auch die 70% der Meeresflächen einbezieht. Die Temperatur über den Landflächen ist für sich um ein Grad höher. Und in der nördlichen Hemisphäre noch mal um ein Grad höher als in der südlichen (wegen des doppelt großen Anteils an Landflächen).

Selbst der vollständige Stopp der CO2-Emissionen wird uns nicht vor der Klimakrise bewahren, allenfalls deren Entwicklungsdramatik abschwächen. Nicht zuletzt deshalb kommen in Abständen Vorschläge für ein Geo-Engineering auf den Tisch. Damit soll der Umfang einstrahlender Energie verringert werden, um einen Ausgleich der unzureichenden CO2-Politiken zu leisten. Im Prinzip könnte damit die Temperaturentwicklung sogar gewendet werden. Alle bisherigen Ideen zeichnen sich jedoch entweder als undurchführbar aus (Weltraumkonzepte zur Rückstrahlung), oder großflächige Eingriffe in die Atmosphäre mit chemischen Blockern als hoch riskant wegen unabsehbarer Collaterals.

Bisher zeichnet sich nur ein einziger Weg ab, auf dem  die „zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“ werden können: vollständige Substitution der Energiegewinnung aus atomaren und fossilen Brennstoffen durch PV (Photovoltaik) sowie Erhöhung der Rückstrahlung (bzw. Verhinderung des Eintritts in die Atmosphäre) mittels  eines „Stratosystems“.[i]

Es handelt sich um eine Installation in der Tropopause, in 14 km Höhe am unteren Rand der Stratosphäre. Auf Fesselballons (mit 100 m Durchmesser) wird auf der Basis von Dünnschichttechnologie Photovoltaik betrieben. Die Vorteile:

  • keine Beeinträchtigung durch Wolkenbildung,
  • im Vergleich zum Boden 25% höhere Energiedichte,
  • die Lichteinstrahlung währt eine Stunde länger,
  • Autarkie, weil über dem eigenen Territorium durchführbar.

Flächenbezogen wäre die Ausbeute annähernd vier Mal so hoch wie am Boden. Mit 600.000 bis 800.000 Ballons ließe sich Deutschlands Gesamtenergiebedarf zu 100 Prozent decken. Zudem kann das System, einmal vorhanden, für die Rückstrahlung eingesetzt werden, zum einen geregelt durch die Anzahl der Reflexionselemente, zum anderen durch deren steuerbare horizontale bzw. vertikale Positionierung.

Der enorme Vorteil ist nicht zuletzt darin zu sehen, dass der Investitionsnutzen - Regelung der Einstrahlung, Gewinnung von Energie - unmittelbar dem eigenen Land zugutekommt. (Das schlägt Verweigerern das Argument aus der Hand, die gern auf  den Unwillen anderer Staaten verweisen.) Damit lässt sich auch Einfluss auf das Wetter (Trockenheit / Regen) nehmen. Lediglich der Anstieg des Meerespegels ist mit regionalen Maßnahmen nur geringfügig beinflussbar.

In faktisch allen Medien, die sich mit dem Problem auseinandersetzen, wird lediglich im Rahmen der durch etablierte Institutionen gesetzten Themen diskutiert. Nicht zuletzt trägt die einseitige thematische Konzentration im wissenschaftlichen Bereich Verantwortung für dieses Dilemma. Es ist zu befürchten, dass man auf dieser Ebene im Sumpf unzureichender Maßnahmen und weiterhin vorhandener externer Abhängigkeiten (tausche Katar gegen Russland) stecken bleibt.

Die Ambitionen, auf deutschem Boden mittels Photovoltaik und Windkraft das Energieproblem erschlagen zu können, sind illusorisch. Gegenwärtig liegt der Jahres-Energiegesamtverbrauch in Deutschland bei 2,8 Mill. GWh. Eine vollständige Substitution durch PV würde fast 20.000 km2 für die Panels in Anspruch nehmen, zusätzlich annähernd die gleiche Fläche für Verkehrsflächen (Erreichbarkeit der einzelnen Module). Das wäre eine annähernde Verdopplung der gegenwärtig versiegelten bzw. verdichteten/denaturierten Flächen – sowohl wasserwirtschaftlich als im Hinblick auf den Artenschwund verheerend.

Und Windkraft? Eine moderne WKA erzeugt bis 7GWh/a. Eine vollständige Substitution würde also 400.000 WKA erfordern – mehr als eine auf jedem km2 Fläche des Landes. Und darauf mehr als 3 Milliarden Tonnen Beton - Absurd! Man könnte nun eine wie auch immer geartete Mischrechnung der verschiedenen Technologien aufmachen. Das Ergebnis wird jedoch so oder so unzureichend und/oder unaushaltbar sein. Die zu erwartende Zuspitzung zur Katastrophe ist nicht zuletzt angesichts einer Lösungsperspektive wie eben angerissen tragisch. Merke: „Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, dann kann sie nicht zum Erfolg führen. Meint jedenfalls Albert Einstein. Was wird wohl geschehen, wenn niemand hinhört?

Energisches Handeln ist an sich gut und richtig. Nur sollte es mit einer realistischen Perspektive erfolgen. In dieser Hinsicht gibt es auch bei Greenpeace Lernbedarf.

                             

 

 

 

 

 

 

[i] ausgeführt in „Der Heißzeit entgegen – Wege der Klimakatastrophe zu entgehen“.